Handlungsempfehlungen

Berufsausbildung in einer Einwanderungsgesellschaft

Thema

Berufliche Integration von jungen Zugewanderten

Herausgeberschaft

Bertelsmann Stiftung

Erscheinungsort

Gütersloh

Erscheinungsjahr

2016

Stiftungsengagement

Bertelsmann Stiftung

Literaturangabe

Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Berufsausbildung in einer Einwanderungsgesellschaft. Politische Forderungen der Initiative „Chance Ausbildung“. Gütersloh 2016.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

In den letzten beiden Jahren ist die Zahl der nach Deutschland geflüchteten Menschen stark angestiegen. Ein großer Teil ist jünger als 25 Jahre. Für diese Gruppe geht es vor allem darum, eine Einmündung ins Bildungssystem (Schule, Berufsausbildung, Hochschule) zu erreichen, um die erforderlichen Kompetenzen und Voraussetzungen für eine Integration in den Arbeitsmarkt zu erhalten.

Ausgangspunkt der Empfehlungen ist, dass das Berufsbildungssystem so gestaltet werden muss, dass es den heterogenen Voraussetzungen aller jungen Menschen in der Gesellschaft gerecht werden kann und gelingende Integration ermöglicht. Dafür setzt sich die Initiative „Chance Ausbildung – jeder wird gebraucht!“ ein, in der sich die Bundesagentur für Arbeit und elf Ministerien aus Baden-Württemberg, Berlin, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Schleswig-Holstein gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung engagieren. Wissenschaftlich begleitet wird die Initiative von Prof. Dr. Dieter Euler (Universität St. Gallen) und Prof. Dr. Eckart Severing (Forschungsinstitut Betriebliche Bildung, f-bb).

Das vorliegende Positionspapier zeigt Maßnahmen auf, wie den zugewanderten jungen Menschen berufliche Integration über den Weg der beruflichen Bildung ermöglicht werden kann. Die vorgeschlagenen Maßnahmen könnten aber auch für bereits in Deutschland lebende Jugendliche in vergleichbaren Bedarfslagen gelten.

Wichtige Ergebnisse

Festgestellt wird, dass eine nachhaltige Integration in Ausbildung und Beruf eine strategische Ausrichtung mit einer klaren Zielperspektive und einer strukturellen Verankerung im Berufsbildungssystem erfordert. Um Migrantinnen und Migranten mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen und kulturellen Hintergründen aufzunehmen und zu integrieren, sei die Entwicklung neuer, systematischer und langfristig angelegter Konzepte der Integration erforderlich. Berufsbildung wird als wesentlicher Schlüssel zur Integration betrachtet.

Als Leitziel für die Integration von Zugewanderten solle gelten, dass alle jungen Flüchtlinge die Chance auf eine vollqualifizierende, duale bzw. betriebsnahe oder schulische Berufsausbildung erhalten. Die wichtigsten Prinzipien sollten sein:

  • Ausrichtung auf das Regelsystem einer qualifizierten Berufsausbildung,
  • Keine Sonderwege für Flüchtlinge,
  • Inklusive Gestaltung der Konzepte in Ausbildungsvorbereitung und Ausbildung,
  • Berücksichtigung einer potenziellen Rückkehr in das Herkunftsland, da ein Teil der Flüchtlinge nicht dauerhaft in Deutschland bleiben wird.

Handlungsfelder: Schritte zur Integration in Ausbildung und Beruf

1. Spracherwerb

  • Integrationskurse ausweiten und den Zugang beschleunigen
  • Sprachförderung in Ausbildungsvorbereitung und Berufsausbildung integrieren
  • Digitale Medienangebote für die Sprachförderung erweitern
  • Kulturelle und soziale Integration in die Sprachförderung einbetten

2. Ausbildungsvorbereitung

  • Berufsorientierung: Interesse an einer Berufsausbildung schärfen
  • Profiling: Konzepte und Instrumente entwickeln und implementieren
  • Kompetenzfeststellung: Verfahren anpassen und mit neuen Formen der Anerkennung und Zertifizierung verbinden
  • Ausbildungsvorbereitende Maßnahmen

3. Anerkannte Berufsausbildung

  • Betriebsnahe Ausbildungsplätze in anerkannten Ausbildungsberufen bereitstellen
  • Flexible Wege in eine abschlussbezogene Berufsausbildung gestalten
  • Teilqualifikationen und Ausbildungsbausteine nutzen
  • Formen einer gestreckten Ausbildung entwickeln
  • Ausbildungsbegleitende Unterstützungsangebote anpassen und inklusiv nutzen
  • Übergreifende Unterstützungsangebote zur Stärkung einer Integrationsinfrastruktur ausbauen, etwa Netzwerke und Mentoringangebote, zivilgesellschaftliches oder ehrenamtliches Engagement
  • Bleibeperspektive über die Berufsausbildung hinaus sicherstellen (Drei-plus-zwei-Modell)