Schulische Übergänge gestalten – Brücken bauen
- Handlungsfeld
- Bildungssystem
- Bildungsabschnitt
- Schulische Bildung/Schulbildung
- Übergang Schule-Beruf
Thema
Gestaltung von schulischen Übergängen
Herausgeberschaft
Monika Fiegert/Katharina Graalmann/Ingrid Kunze
Erscheinungsort
Osnabrück
Erscheinungsjahr
2016
Stiftungsengagement
Netzwerk Bildung – Stiftungen für die Region Osnabrück: Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung, Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte, VME-Stiftung Osnabrück-Emsland, Bildungsstiftung im Nordkreis, Stiftung der Sparkassen im Landkreis Osnabrück, Caritas Gemeinschaftsstiftung Osnabrück, Diakoniestiftung im Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Osnabrück, Schulstiftung im Bistum Osnabrück, Andrea Kuhl-Stiftung, HuB-Begabten-Stiftung des Osnabrücker Handwerks, Universitätsstiftung Osnabrück, Stiftung für angewandte Wissenschaften Osnabrück, Ursachenstiftung, Bürgerstiftung Osnabrück, Stiftung der Sparkasse Osnabrück
Literaturangabe
Monika Fiegert/Katharina Graalmann/Ingrid Kunze (Hrsg.): Schulische Übergänge gestalten – Brücken bauen. Konzepte – Umsetzung – Konsequenzen. Beiträge aus der Osnabrücker Forschungswerkstatt Schulentwicklung, Band 6. Osnabrück 2016.
Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise
Aus der Forschung geht hervor, dass schulische Übergänge eine zentrale Rolle für die soziale Gerechtigkeit im deutschen Bildungssystem spielen, in dem der Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungserfolg nach wie vor stark ist. An den Schnittstellen im Bildungssystem – den Übergängen – wird über Lebenschancen entschieden. Die erste große Zäsur erfolgt nach der Grundschule beim Übergang in die weiterführenden Schulen, die zweite Schwelle betrifft den Übergang von der Schule in den Beruf oder das Studium.
Der Sammelband enthält Vorträge der Ringvorlesung „Schulische Übergänge gestalten – Brücken bauen“, die im Wintersemester 2015/16 am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Osnabrück stattfand. Die Referentinnen und Referenten stammten aus Wissenschaft und Praxis. Dadurch war es möglich, die wissenschaftliche Perspektive auf Übergänge und Übergangserleben mit Best Practice-Beispielen der Übergangsgestaltung aus unterschiedlichen Schulen und Bildungseinrichtungen der Osnabrücker Region zu verbinden. Die Praktikerinnen und Praktiker beleuchteten die wissenschaftlich fundierten Chancen und Grenzen der Übergangsgestaltung mit ihren konkreten Erfahrungen. Zielgruppe waren Lehrkräfte sowie Referendarinnen und Referendare aller Schulformen der Region Osnabrück. Mit der Ringvorlesung sollte auch ein Grundstein für eine Vernetzung von Schulen gelegt werden, um den gegenseitigen Erfahrungsaustausch und das Voneinanderlernen zu unterstützen.
Die Ringvorlesung wurde in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum für Lehrerfortbildung der Universität Osnabrück durchgeführt, das die Verantwortung für die regionale Lehrerfortbildung hat. Das Netzwerk Bildung – Stiftungen für die Region Osnabrück gab finanzielle Unterstützung bei der Realisierung der Ringvorlesung und der Publikation, die von Prof. Dr. Monika Fiegert, Katharina Graalmann und Prof. Dr. Ingrid Kunze (Institut für Erziehungswissenschaft an der Universität Osnabrück) herausgegeben wurde.
Wichtige Ergebnisse
Theoretische Hintergründe
Im ersten Kapitel werden Erkenntnisse aus der (Transitions-)Forschung vorgestellt, Fachbegriffe wie „schulische Übergänge“ definiert und das IFP-Transitionsmodell beschrieben, das die Entwicklungsaufgaben der Akteure schulischer Übergänge verdeutlichen kann. Auch der Zusammenhang zwischen Bildungsgerechtigkeit und schulischen Übergängen wird erläutert: Es wird deutlich, dass schulische Übergänge ein hohes Potenzial zur Verstärkung von Bildungsungerechtigkeit haben. Zudem werden Maßnahmen zur Gestaltung bildungs- und chancengerechter Übergänge dargestellt.
Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule
Das zweite Kapitel widmet sich dem ersten schulischen Übergang, der bundesweit sehr unterschiedlich gehandhabt wird. Verdeutlicht werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Schulgesetzen der Bundesländer und die daraus resultierenden Folgen für die Schülerinnen und Schüler beim Übergang. Auch werden die Aufgaben der Grundschulen und weiterführenden Schulen bei der Vorbereitung auf diesen Übergang und verschiedene Möglichkeiten der Umsetzung erläutert. Dabei wird auch auf bewährte Beispiele der Übergangsgestaltung Bezug genommen. Erkennbar ist, dass eine Kultur des Willkommenseins den Übergang in die Sekundarstufe I erleichtern kann, indem der Statuswechsel gestützt und die Klassengemeinschaft gestärkt wird. Schließlich wird beschrieben, dass eine Dokumentation der individuellen Lernentwicklung bei der Übergangsgestaltung ein wichtiges Brückenelement sein kann. Dabei zeigt sich die große Bedeutung der Individualisierung von Bildungswegen sowie der Verzahnung von Primar- und Sekundarstufe.
Übergang von der Sekundarstufe I in die Sekundarstufe II
Im dritten Kapitel geht es um den Übergang von der Sekundarstufe I in die Sekundarstufe II. Präsentiert werden Ergebnisse eines studentischen Forschungsprojekts zu der Übergangssituation von der Sekundarstufe I in die Sekundarstufe II aus der Perspektive von Schülerinnen und Schüler der 11. und 12. Klasse an einer Gesamtschule. Es werden Maßnahmen zur Gestaltung eines weichen, schülerfreundlichen Übergangs in die gymnasiale Oberstufe beschrieben, die das Nadelöhr Einführungs- und Qualifikationsphase an der Schule entschärfen können. In der Forschung wie in der Praxis ist dieser Übergang noch wenig berücksichtigt und erweist sich somit als Entwicklungsaufgabe.
Anhand von Praxiserfahrungen und -beispielen wird veranschaulicht, wie ein Gymnasium – seinem Leitbild folgend – den Übergang in die Sekundarstufe II mit all seinen Änderungen für die Schülerinnen und Schüler „miteinander, voneinander und füreinander“ zu gestalten versucht, um der Persönlichkeitsentwicklung im und durch den Übergang gerecht zu werden. Behandelt wird auch die Frage, mit welchen Herausforderungen die Heterogenität der Schülerinnen und Schüler beim Einstieg in die gymnasiale Oberstufe verbunden ist. Am Beispiel eines Oberstufen-Kollegs werden Ideen zum produktiven Umgang mit der weit gedachten Heterogenität der Schülerschaft in der Eingangsphase des Oberstufen-Kollegs deutlich.
Übergang von der Sekundarstufe I in den Beruf
Im vierten Kapitel werden verschiedene Kooperationen einer Gesamtschule mit Osnabrücker Betrieben als Konzept zur Studien- und Berufsorientierung vorgestellt. Wie es im Niedersächsischen Schulgesetz als Teil des schulischen Bildungsauftrags gefordert wird, soll das Konzept auf das Berufsleben vorbereiten, indem die Schülerinnen und Schüler konkrete Berufe unter realistischen Umständen erleben können. So soll die Berufswahlkompetenz der Jugendlichen gestärkt und der Übergang in den Beruf vorbereitet werden.
Auch die Perspektive der Wirtschaft auf den Übergang von der Schule in den Beruf wird aus Sicht eines industriellen Arbeitgeberverbands in der Region vorgestellt. Dabei werden sowohl Herausforderungen als auch die Erwartungen an Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte erläutert. Der Übergang von einer inklusiven Schule in den Beruf wird anhand eines erfolgreichen Beispiels beschrieben: Eine Schule hat ein Verantwortungsnetzwerk eingerichtet, das eine multiprofessionelle Unterstützung für den Übergang vorsieht, insbesondere für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf.
Perspektiven
Im letzten Kapitel wird das in Frankfurt entwickelte Diesterweg-Stipendium in seiner Funktion als Familien- und Bildungsstipendium für den Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule vorgestellt: Das Konzept zielt darauf, die gesamte Familie und nicht nur das Kind beim Übergang zu unterstützen. Darüber hinaus werden Evaluationsergebnisse von verschiedenen Standorten präsentiert und die Theorie der Schulkultur als Angebot beschrieben, Übergänge im Bildungssystem genauer zu betrachten und erfolgreicher zu gestalten.
Fazit
Die Herausgeberinnen stellen fest, dass das Thema Übergänge im schulischen Alltag allgegenwärtig und überaus relevant ist. Lehrerinnen und Lehrer seien nicht nur als Begleitpersonen gefragt, die sensibel auf eventuelle Übergangsprobleme ihrer Schülerinnen und Schüler reagieren, sondern auch als Innovatoren, die Ideen zur Erleichterung und Begleitung der diversen Übergänge entwickeln. Das Engagement zur eigenen professionellen Weiterentwicklung spiele deshalb eine wichtige Rolle. In den Beiträgen der Akteure aus Wissenschaft und Praxis sei deutlich geworden, dass es sich für alle an Übergängen Beteiligten lohnt, optimistisch nach kreativen und wirksamen Konzepten zu suchen, die Brücken für schulische Übergänge bauen.
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