Projektbericht

Zukunft gestalten – Jugendliche begleiten

Thema

Politische Partizipation von Jugendlichen

Herausgeberschaft

Deutsche Kinder- und Jugendstiftung

Erscheinungsort

Trier

Erscheinungsjahr

2016

Stiftungsengagement

Deutsche Kinder- und Jugendstiftung

Literaturangabe

Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (Hrsg.): Zukunft gestalten – Jugendliche begleiten. Erkenntnisse und Erfahrungen zum Nachmachen aus dem Programm Zukunftsformer – Was bleibt, entscheidest du. Trier 2016.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Im Mittelpunkt der Publikation steht die Auswertung von Projekten im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) an sechs Jugendeinrichtungen in Rheinland-Pfalz. Die Projekte wurden von Jugendlichen geplant, organisiert und durchgeführt. Dazu gehörten

  • eine Freilichtbühne im Garten des Jugendzentrums,
  • das Anlegen eines Barfußpfads im heimischen Wald als Projekt der offenen Jugendarbeit in Kooperation mit lokalen Akteuren,
  • die Produktion von Honig in einer selbst aufgebauten Imkerei des Jugendhauses,
  • die Planung und Durchführung eines fairen Musikfestivals, bei dem über fairen Handel informiert wurde.

Bildung für nachhaltige Entwicklung zielt darauf, Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln zu befähigen. Es soll gelernt und erfahren werden, wie individuelle Entscheidungen die Menschen nachfolgender Generationen oder in anderen Erdteilen beeinflussen: Welche Auswirkungen hat es z.B., wie und was ich konsumiere, welche Fortbewegungsmittel ich nutze oder welche und wie viel Energie ich verbrauche? Welche globalen Mechanismen führen zu Konflikten, Terror und Flucht? BNE soll es jedem Einzelnen ermöglichen, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen (siehe www.bne-portal.de).

In Projekten der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) können Jugendliche erfahren, dass sie aktiv etwas für eine zukunftsfähige Welt tun können und auf welche Weise sie nachhaltige Entwicklungsprozesse gemeinsam mit anderen lokal wie global in Gang setzen können.

In der Publikation werden wichtige Erkenntnisse, Fragen und konkrete Beispiele aus den Projektprozessen zusammengefasst. Ziel ist es, haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Jugendeinrichtungen Orientierung bei der Umsetzung von BNE-Projekten zu geben und sie dazu anzuregen, eigene Projekte im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung umzusetzen.  

Zentrale Fragen waren:

  • Wie können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Jugendeinrichtungen die Jugendlichen für BNE-Themen und Projekte begeistern?
  • Wie können insbesondere die Erfahrungswelten von Jugendlichen aus bildungsfernen Familien bei der Projektplanung und -durchführung einbezogen werden?
  • Wie können Erwachsene Jugendliche dabei unterstützen, ihre eigenen Ideen und Projekte umzusetzen?

Die Jugendzentren erhielten eine Förderung von „Zukunftsformer – was bleibt, entscheidest du“, einem offiziellen Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ der UNESCO, das auf die Stärkung nachhaltigen Denkens und Handelns zielt. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) hat das Programm in Kooperation mit dem Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten und dem Ministerium für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz durchgeführt bzw. die sechs Jugendeinrichtungen fachlich und finanziell bei der Planung und Umsetzung von Projekten zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) beraten und begleitet. Die DKJS kooperierte dabei auch grenzenübergreifend mit dem luxemburgischen Service National de la Jeunesse, der das Projekt Upcycle your Life in Larochette umsetzte.

Wichtige Ergebnisse

Vorbereitung der Projektarbeit

Bei der Durchführung von BNE-Projekten in Jugendeinrichtungen sollten sich die Projektleitungen zunächst über die Grundlagen der BNE informieren und eine Bestandsaufnahme der Ziele und Rahmenbedingungen durchführen:

  • Welche anderen BNE-Projekte gibt es bereits im Bereich des geplanten Projekts?
  • Was soll mit dem Projekt genau erreicht werden?
  • Wer sollte bei den Planungen einbezogen werden?
  • Welche Gestaltungskompetenzen der Jugendlichen sollen mit dem Projekt gefördert werden?
  • Mit welchen Netzwerken und Akteuren, die sich für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen, könnte kooperiert werden?
  • Wo gibt es Qualifizierungsangebote mit BNE-Bezug für Pädagoginnen und Pädagogen?
  • Welche Referierenden, Moderierenden oder Institutionen könnten bei der Fortbildung zu BNE-Themen und bei der Durchführung von Projekten unterstützend mitwirken?
  • Mit welchen BNE-Themen, die sie selbst betreffen, möchten sich die Jugendlichen beschäftigen?

Viele Anregungen, Ideen und Tipps sind auf dem Internetportal des UNESCO-Weltaktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung zu finden: www.bne-portal.de

Ergebnisse aus den BNE-Praxisprojekten in Jugendeinrichtungen

1. Echte Partizipation sicherstellen: Jugendliche durch Gestaltungsmöglichkeiten und Verantwortungsübernahme stärken

Die erwachsenen Begleiterinnen und Begleiter sollten die Jugendprojekte federführend steuern und koordinieren. Die Projekterfahrungen zeigten jedoch, dass es wichtig ist, den Jugendlichen von Anfang die Möglichkeit zu geben, ihren Gestaltungsfreiraum wahrzunehmen, eigene Ideen einzubringen und diese auch umsetzen zu können. Dann würden die Jugendlichen immer mehr Verantwortung für ihre Projekte übernehmen und zunehmend selbstsicher agieren.

2. Motivation durch realistische Ziele erhöhen: vorhandene Ressourcen in der Jugendarbeit berücksichtigen und Jugendliche in die Projektplanung einbinden

Eine gute Vorbereitung von Projekten sei wichtig, doch sollte die Planung nicht das gesamte Projekt bestimmen, sondern den Jugendlichen müssten auch ausreichend Freiräume gegeben werden. Motivation stehe dabei an erster Stelle: Wenn die Jugendlichen das Projekt weitestgehend selbst entwickeln und über Maßnahmen entscheiden können, seien sie meist sehr motiviert.

Bildungsprojekte für eine nachhaltige Entwicklung würden in der offenen Jugendarbeit ideale Rahmenbedingungen bieten, da sich die Jugendlichen ausprobieren und frei von Schulnoten und Bewertungen einfach mal „loslegen“ können.

Da die zeitlichen Ressourcen der haupt- und ehrenamtlichen Begleiterinnen und Begleiter der Jugendlichen oft begrenzt sind, sollte vor der Umsetzung eines BNE-Projektes vorab überlegt werden, ob ein Projekt personell und zeitlich im Einrichtungsalltag überhaupt umgesetzt werden kann und welche Partner bei der Projektumsetzung unterstützen könnten.

3. Gemeinsam zum Ziel: die Stärken von Jugendlichen durch koordinierte und gemeinsame Planung fördern

Um ein Projekt zielorientiert umsetzen zu können, gelte es, die Aufgaben so zu verteilen und zu koordinieren, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre individuellen Stärken in das Projekt einbringen können. Dabei habe es sich bewährt, jedem Teilnehmenden einen ganzen Aufgabenblock zu übertragen und nicht kleinste Aufgaben eines Bereichs auf verschiedene Personen zu verteilen. Auf diese Weise könne jeder den Überblick behalten. Hilfreich sei auch ein regelmäßiges Koordinationstreffen, das alle Mitwirkenden über den aktuellen Stand des Projektes informiert.

Mögliche Fragen zur Orientierung:

  • Wie können die Jugendlichen in ihren persönlichen Interessen bestärkt werden?
  • Wie können Jugendliche bei der Aufgabenauswahl unterstützt werden?
  • Welche Mechanismen können dafür sorgen, dass die einzelnen Schritte im Projektprozess reflektiert werden?
  • Wie kann erreicht werden, den Jugendlichen den nötigen Freiraum zu bieten?
  • Wie können die vielfältigen Themenbereiche eines BNE-Projektes sinnvoll kombiniert werden?
  • Wie kann das Projekt so strukturiert werden, dass alle Beteiligten ihre individuellen Aufgaben meistern können?
  • Mit wem kann kooperiert werden, sodass flexibler geplant werden kann?
  • Wo könnte das Projekt Unterstützung in Form von Manpower, Geld und Ideen erhalten?
  • Kann an ähnliche Projekte im gleichen Bereich angesetzt oder Bestehendes weiterentwickelt werden?
  • Wie sehen die Gegebenheiten vor Ort aus?
  • Sind ausreichend personelle und finanzielle Ressourcen vorhanden?
  • Gibt es für jeden Planungsschritt eine Alternative?
  • Wie soll mit Misserfolgen umgegangen werden?
  • Wie können die Erwachsenen den Projektprozess unterstützend begleiten und als Vorbild wirken?