Studie

Begabtenförderung für die Generationen X und Y

Thema

Auswirkungen von Begabtenförderung

Herausgeberschaft

Stiftung der Deutschen Wirtschaft

Autoren/Autorinnen

Ingo Kramer/Barbara Laubach/Jan Kröll/Georg Rudinger/Michael Hüther/Klaus Hurrelmann

Erscheinungsort

Hamburg

Erscheinungsjahr

2015

Stiftungsengagement

Stiftung der Deutschen Wirtschaft

Literaturangabe

Stiftung der Deutschen Wirtschaft (Hrsg.): Begabtenförderung für die Generationen X und Y. Wie junge Menschen ihre Talente für sich und andere nutzen. Mit Beiträgen von Klaus Hurrelmann und Michael Hüther. Hamburg 2015.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Grundannahme ist, dass Begabtenförderung – die Unterstützung leistungsstarker junger Menschen – eine wichtige Investition in die Zukunft der Gesellschaft ist und eine große Hebelwirkung hat. Durch eine gezielte Begabtenförderung an Schulen und Hochschulen will die Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) die künftigen Leistungs- und Verantwortungsträger fördern, die die Zukunft des Landes aktiv mitgestalten. Dieser Ansatz soll auch zu mehr Bildungsgerechtigkeit führen: Von einer Förderung individueller Talente könnten in besonderem Maß auch junge Menschen profitieren, die ihre Potenziale aufgrund schwieriger Startbedingungen nicht voll entwickeln können.

Begabtenförderung steht auch auf der bildungspolitischen Agenda: Die Kultusminister der Länder haben sich zum Ziel gesetzt, Maßnahmen zur individuellen Förderung der leistungsstarken Schülerinnen und Schüler auszubauen. An den Hochschulen wurde die Begabtenförderung bereits intensiviert: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert ein Prozent aller Studierenden über die 13 Begabtenförderwerke mittels Stipendien. Das Deutschlandstipendium soll als zusätzliches Instrument zur Förderung leistungsstarker Studierender dienen. Die Zahl der aus Bundesmitteln vergebenen Stipendien für Studierende hat sich von 2005 bis 2015 knapp verdreifacht (von rund 13.400 auf etwa 43.500).

In der vom BMBF unterstützten Begabtenförderung ist das Studienförderwerk Klaus Murmann der Stiftung der Deutschen Wirtschaft das Förderwerk der Arbeitgeber. Es fördert seit 1995 leistungsstarke Studierende und Promovierende (1995: 21, 2015: 1.700 Geförderte pro Jahr). Nach 20 Jahren soll nun Bilanz gezogen werden, wie sich die Geförderten nach dem Ende der Förderzeit beruflich und persönlich weiterentwickeln. Im Mittelpunkt steht die Frage, welchen individuellen „outcome“ und gesellschaftlichen „impact“ das Förderkonzept der Stiftung der Deutschen Wirtschaft hat. Dafür wurde beim uzbonn – Gesellschaft für empirische Sozialforschung und Evaluation, und bei forsa – Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analyse eine unabhängige Verbleibstudie in Auftrag gegeben. In der Publikation werden die wichtigsten Ergebnisse der Evaluation präsentiert.

In der Publikation schreiben Ingo Kramer (Vorstandsvorsitzender der Stiftung der Deutschen Wirtschaft), Barbara Laubach/Jan Kröll/Prof. Dr. Georg Rudinger (uzbonn – Gesellschaft für empirische Sozialforschung und Evaluation), Prof. Dr. Michael Hüther (Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln), Prof. Dr. Klaus Hurrelmann (Hertie School of Governance Berlin) und Erik Albrecht (freier Autor).

Die vollständige Studie über den Verbleib der Absolventinnen und Absolventen steht nur digital zur Verfügung.

Wichtige Ergebnisse

Kennzeichen der Förderung der Stiftung der Deutschen Wirtschaft

Ein wichtiges Ziel des Studienförderwerks Klaus Murmann der Stiftung der Deutschen Wirtschaft liegt darin, bei den Stipendiatinnen und Stipendiaten die Verbindung von Gemeinsinn und Unternehmergeist zu fördern. Es sollen künftige Führungspersönlichkeiten unterstützt werden, die Verantwortung übernehmen möchten. Als Responsible Leader sollten sie sich durch besondere Leistungsbereitschaft, fundierte Werthaltung, persönliche Integrität, Gestaltungskraft und Zielstrebigkeit auszeichnen, mutig und angemessen risikobereit sein.

Darüber hinaus wird eine Stärkung der Gründerkultur angestrebt, die ebenfalls als wichtige gesamtgesellschaftliche Bildungsaufgabe betrachtet wird. Deshalb wurde gemeinsam mit der Heinz Nixdorf Stiftung ein Gründerbildungsprogramm „Herausforderung Unternehmertum“ eingerichtet. Gemeinsam mit der Robert Bosch Stiftung wurde das Programm Studienkolleg aufgelegt, in dem leistungsstarke Lehramtsstudierende gefördert werden. Da Leadership im Lehramtsstudium bisher kaum eine Rolle spielt, wurde Schulgestaltung und Schulentwicklung in den Mittelpunkt des Programms gestellt.

Aufgrund der zentralen Bedeutung gesellschaftlichen Engagements für die Stabilität und Weiterentwicklung einer demokratischen Gesellschaft ist es ein entscheidendes Kriterium bei der Auswahl der Stipendiatinnen und Stipendiaten.

Wichtige Ergebnisse der Evaluation des Förderkonzepts

Eine Schlussfolgerung aus der Evaluation lautet, dass die positiven Auswirkungen des Konzepts einer stärken- und wertorientierten Begabtenförderung deutlich werden: Die Alumni entstammen den Geburtsjahrgängen von Ende der 1960er bis Mitte der 1990er Jahre (Angehörige der sog. Generationen X und Y). Sie seien im Arbeitsleben sehr erfolgreich und weiterhin stark ehrenamtlich engagiert. Auch in einem beanspruchenden beruflichen Kontext seien sie bereit, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Viele Absolventinnen und Absolventen hätten auch selbst zivilgesellschaftliche Vereine und Initiativen gegründet. Die Evaluation bestätige somit nachdrücklich den impact einer potenzialgerechten Förderung leistungsstarker junger Menschen auf die Gesellschaft.

Die Beiträge von Prof. Dr. Michael Hüther und Prof. Dr. Klaus Hurrelmann stellen die Evaluation in einen ökonomisch-ethischen und einen soziologischen Rahmen.

Michael Hüther plädiert in seinem Beitrag dafür, dass sich die Wirtschaftsakteure – insbesondere angesichts des ethischen Versagens in der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise 2009 – stärker als bisher dem Thema Ethik widmen sollten. Notwendig sei eine wertorientierte Unternehmensführung und Unternehmenskultur sowie eine entsprechende wertorientierte Förderung, die berücksichtigt, dass die unternehmerische Verantwortung auch eine Mitverantwortung für die gesellschaftliche Ordnung umfasst. Insbesondere bei jungen Menschen sollte die individuelle Befähigung zur reflektierenden Urteilskraft gestärkt und freiheitliches und verantwortungsvolles Denken unterstützt werden.

Klaus Hurrelmann und Erik Albrecht stellen die Lebenslagen und Einstellungen der geförderten jungen Menschen vor, insbesondere der sogenannten Generation Y. Diese Digital Natives, die mit Computer, Tablets und Smartphones aufgewachsen sind und die damit verbundenen Möglichkeiten ganz selbstverständlich nutzen, seien dadurch gekennzeichnet, dass die eigene Bildung und Ausbildung einen herausgehobenen Stellenwert für sie hat. Angehörige dieser Generation würden sich an die Anforderungen des sich wandelnden Arbeitsmarktes und der Gesellschaft anpassen (zum Beispiel an Erfordernisse der Mobilität oder der Flexibilisierung von Arbeit), indem sie zu „Bildungsmanagern in eigener Sache“ werden. Dafür habe die vorangegangene Generation X schon teilweise den Weg geebnet.