Handlungsempfehlungen

Das Beste aus zwei Welten: Duale Studiengänge als Brücke zwischen beruflicher und akademischer Bildung

Thema

Weiterentwicklung des dualen Studiums

Herausgeberschaft

Bertelsmann Stiftung

Autoren/Autorinnen

Lars Thies

Erscheinungsort

Gütersloh

Erscheinungsjahr

2015

Stiftungsengagement

Bertelsmann Stiftung

Literaturangabe

Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Das Beste aus zwei Welten: Duale Studiengänge als Brücke zwischen beruflicher und akademischer Bildung. Gütersloh 2015.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Festgestellt wird, dass sich der nachschulische Bildungsbereich in Deutschland stark verändert: Während immer mehr junge Menschen ein Studium aufnehmen, sind die Zahlen in der beruflichen Ausbildung rückläufig. 2014 haben erstmalig mehr Personen ein Hochschulstudium aufgenommen als mit einer Berufsausbildung begonnen. Diesem Trend zur akademischen Qualifizierung steht eine weiterhin hohe Nachfrage nach beruflich-praktischen Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt gegenüber. Künftig wird ein hoher Mangel an Fachkräften mit beruflichen Abschlüssen erwartet.

Traditionell sind beruflich-praktische und akademisch-wissenschaftliche Bildung in Deutschland klar voneinander getrennt. Tatsächlich besteht jedoch bereits ein wachsender Überschneidungsbereich zwischen beruflicher und akademischer Bildung. Ein markanter Trend ist die wachsende Zahl dualer Studiengänge, die in vielerlei Hinsicht als Erfolgsmodell betrachtet werden können: Sie finden bei Unternehmen und Studierenden große Zustimmung und bieten den Absolventinnen und Absolventen gute Berufschancen.

Im Arbeitspapier wird der Status quo dualer Studiengänge analysiert, dann werden die damit verbundenen Herausforderungen beschrieben und Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung des dualen Studiums formuliert.

Wichtige Ergebnisse

Kennzeichen der dualen Ausbildung

Duale Studiengänge haben im Vergleich zu anderen Studiengängen einen deutlich stärkeren Praxisbezug: Ein Studium (in der Regel ein Bachelorstudium) wird mit einer Berufsausbildung, einer Berufstätigkeit oder längeren Praxisphasen in Unternehmen verknüpft. Das Angebot dualer Studiengänge umfasst Studiengänge der Erstausbildung und der Weiterbildung und ist insgesamt sehr vielfältig.

Folgende Elemente werden als charakteristisch für duale Studiengänge benannt:

  • Duale Studiengänge verknüpfen die Lernorte Hochschule bzw. Berufsakademie und Unternehmen oder andere Beschäftigungseinrichtungen.
  • Es besteht eine inhaltliche oder strukturelle Verzahnung von Theorie- und Praxiselementen.
  • Es liegt eine Kooperationsvereinbarung oder ein Kooperationsvertrag zwischen einer Hochschule und einem Unternehmen über den dualen Studiengang vor.
  • Die Studierenden müssen grundsätzlich die generellen Anforderungen für eine Studienaufnahme erfüllen. Die Auswahl der Studierenden erfolgt durch die Unternehmen, mit denen die Studierenden einen Ausbildungs- oder Arbeitsvertrag abschließen.
  • Die Unternehmen zahlen den Studierenden eine Vergütung oder beteiligen sich an den Kosten des Studiums.

Da der Begriff „duales Studium“ nicht geschützt ist, treffen diese Charakteristika allerdings nicht auf alle Studiengänge zu, die sich „dual“ nennen. Die zurzeit gängigste Typologisierung von dualen Studiengängen wurde vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) für die Datenbank AusbildungPlus aufgestellt und liegt damit der bis jetzt einzigen umfassenden Datenbank zu dualen Studiengängen zugrunde. Das BIBB unterscheidet vier Formen: ausbildungsintegrierende, praxisintegrierende, berufsintegrierende und berufsbegleitende duale Studiengänge.

Herausforderungen und Handlungsoptionen:

  • Der Begriff „duales Studium“ sollte enger gefasst und mit klaren Kriterien versehen werden.
  • Es sollten Qualitätsstandards für die Verzahnung von Theorie und Praxis eingeführt werden.
  • Die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Ausbildung sollte erhöht werden.
  • Das Angebot an dualen Studiengänge sollte ausgeweitet werden.

Fazit

Duale Studiengänge haben sich in der nachschulischen Bildungslandschaft, in den Bildungsentscheidungen junger Menschen und in der Planung des Personalbedarfs von Unternehmen fest etabliert. Befürchtungen, dass mit dualen Studiengängen das System der dualen Ausbildung entwertet werden könnte, ließen sich anhand der bisherigen Entwicklung nicht belegen. Duale Studiengänge in der ausbildungsintegrierenden Form führten eher dazu, dass mehr leistungsstarke junge Menschen eine duale Ausbildung machen. Zudem zeigten Untersuchungen, dass die Alternative zu einem dualen Studiengang bei jungen Menschen vor allem ein klassisches Studium ist – und nicht die Berufsausbildung.

Auf jeden Fall sei davon auszugehen, dass in der Grundsatzdiskussion in Deutschland um das Verhältnis zwischen beruflicher und akademischer Bildung duale Studiengänge eine große Rolle spielen werden. Vermutlich werde die Zahl dualer Studiengänge weiter wachsen, da die Nachfrage unter Schulabgängerinnen und Schulabgängern groß ist. Mit der Ausweitung des Angebots steige aber zugleich die Dringlichkeit, für eine stärkere Regulierung und Qualitätssicherung zu sorgen.