Handreichung

Die mitbestimmte Schülerfirma – demokratisch und nachhaltig wirtschaften

Thema

Partizipation von Schülerinnen und Schülern

Herausgeberschaft

Hans-Böckler-Stiftung

Autoren/Autorinnen

Moritz Peter Haarmann

Erscheinungsort

Düsseldorf

Erscheinungsjahr

2018

Stiftungsengagement

Hans-Böckler-Stiftung

Literaturangabe

Moritz Peter Haarmann: Die mitbestimmte Schülerfirma – demokratisch und nachhaltig wirtschaften. Hrsg. v. Hans-Böckler-Stiftung (= Arbeitsheft Schülerfirma ab Klasse 9 in der Reihe Böckler Schule). Düsseldorf 2018.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Das Arbeitsheft soll Schülerinnen und Schüler Schritt für Schritt dabei unterstützen, eine mitbestimmte Schülerfirma zu gründen, an der alle Beteiligten partizipieren können und die ökologisch und sozial verantwortlich handelt. Möglich ist auch, eine bestehende Schülerfirma in eine mitbestimmte Schülerforma umzuwandeln.

Der Aufbau orientiert sich an einem Businessplan (Geschäftsplan), damit wichtige Phasen der Gründung gut durchdacht und geplant werden können. Grundgedanke ist, dass Schülerinnen und Schüler durch eine Schülerfirma ihre Vorstellungen von einem guten Unternehmen verwirklichen und dabei viel über das Berufs- und Wirtschaftsleben lernen können. In der mitbestimmten Schülerfirma sollen die Jugendlichen lernen, gemeinsam Wege zu suchen und zu finden, um erfolgreich zu wirtschaften. Dabei sollen sie sich daran orientieren, wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer und ökologischer Verantwortung zu verbinden. Bei der Umsetzung einer mitbestimmten Schülerfirma können die Beteiligten auch viel über sich selbst lernen, z.B. über die eigenen Stärken und Schwächen und im Umgang mit anderen.

Verfasst wurde die Publikation von Dr. Moritz Peter Haarmann (Institut für Politikwissenschaft an der Leibniz Universität Hannover).

Wichtige Ergebnisse

Schritte zur Gründung einer mitbestimmten Schülerfirma

1. Vor der Gründung

Ein Gründerteam bilden: Eine mitbestimmte Schülerfirma lebt von Beteiligung – und zwar von Anfang an. Der erste Schritt sollte darin bestehen, Unterstützerinnen und Unterstützer für das Projekt zu finden. Die Schulgemeinschaft muss mit guten Argumenten von einer mitbestimmten Schülerfirma überzeugt werden, damit genügend Mitstreitende für die Gründung einer Schülerfirma gewonnen werden können.

Aufgaben:

  • Initiativgruppe bilden, die zur Mitarbeit an der Gründung der mitbestimmten Schülerfirma einlädt
  • Schulgemeinschaft überzeugen: die Unterstützung der Mitschülerinnen und Mitschüler, der Lehrkräfte, der Eltern und der Schulleitung gewinnen, indem sie für die Idee einer mitbestimmten Schülerfirma begeistert werden
  • Mit der Schulleitung und den Lehrkräften Ideen entwickeln, wie die Schülerfirma in den Schul- und Unterrichtsalltag integriert werden kann
  • Die Gründung von der Schulleitung offiziell genehmigen lassen, da für eine Schülerfirma die jeweilige Schule haftet; die Schulleitung muss sich dafür einsetzen, dass die Schülerfirma auf der Schulkonferenz als Schulprojekt anerkannt wird
  • Prüfen, ob für die Schülerfirma sämtliche rechtlichen Absicherungen eines Schulprojekts gelten (insbesondere der Versicherungsschutz)
  • Mit der Schulleitung und den Lehrkräften klären, welche Räumlichkeiten genutzt werden können
  • Paten und Patinnen gewinnen, indem Lehrkräfte, Mitschülerinnen und Mitschüler, aber auch Expertinnen und Experten aus dem Arbeits- und Wirtschaftsleben davon überzeugt werden, das Projekt zu unterstützen und mit Rat und Tat zur Seite zu stehen
  • Dafür sorgen, dass die wichtigen Entscheidungen selbst von den Schülerinnen und Schülern getroffen werden können; die Patinnen und Paten haben eine beratende, keine bestimmende Funktion.

2. Die Geschäftsidee

Es sollten viele Geschäftsideen entwickelt werden, von denen eine ausgewählt und verwirklicht wird. Zunächst wäre es wichtig, kreativ zu sein und möglichst viele Ideen zu sammeln (keine Denkverbote!). Dann werden die Geschäftsideen auf ihre Umsetzbarkeit und ihre Erfolgsaussichten hin beurteilt. Am Ende wird dann eine Geschäftsidee ausgewählt, die umgesetzt werden soll.

3. Die Gründung

Dabei ist wichtig, eine geeignete organisatorische Grundstruktur zu schaffen. Denn wirtschaftlich und sozial erfolgreich gearbeitet werden kann, müssen Verantwortlichkeiten verteilt werden. So muss zum Beispiel geklärt werden, wie wichtige wirtschaftliche und soziale Entscheidungen innerhalb der Schülerfirma getroffen werden und wie mit Konflikten umgegangen werden soll. Es müssen wichtige Positionen und Ämter und die damit verbundenen Rechte und Pflichten festgelegt werden.

Dabei ist zu beachten:

  • Wodurch zeichnen sich Organisationen aus? Was bedeutet die Rechtsform einer Genossenschaft?
  • Welche Organe hat eine mitbestimmte Schülerfirma (Generalversammlung, Vorstand, Betriebsrat, Betriebsversammlung, Beirat, Aufsichtsrat)?

4. Organisation des Arbeitsalltags

Unternehmen haben die Gemeinsamkeit, dass sie die notwendigen Mittel beschaffen müssen (Beschaffung), um Dienstleistungen anzubieten oder Produkte herzustellen (Produktion), die sie dann auf dem Markt verkaufen können (Absatz). Dafür müssen sich Unternehmen Kapital beschaffen und fortwährend über die Verwendung entscheiden (Finanzierung). Diese vier grundlegenden organisatorischen Aufgaben werden als betriebliche Grundfunktionen bezeichnet. Aus jeder betrieblichen Grundfunktion ergeben sich vielfältige Einzelaufgaben, die im Betriebsalltag reibungslos ablaufen sollten. Auch in einer mitbestimmten Schülerfirma kann jeder Grundfunktion eine wichtige Rolle zukommen.