Positionspapier

Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung

Thema

Modell einer studienintegrierenden Ausbildung

Herausgeberschaft

Bertelsmann Stiftung

Autoren/Autorinnen

Dieter Euler/Eckart Severing

Erscheinungsort

Gütersloh

Erscheinungsjahr

2016

Stiftungsengagement

Bertelsmann Stiftung

Literaturangabe

Dieter Euler/Eckart Severing: Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung. Modell einer studienintegrierenden Ausbildung. Hrsg. v. Bertelsmann Stiftung. Gütersloh 2016.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Ausgangspunkt ist, dass sich akademische und berufliche Bildung heute in der Praxis weniger diametral gegenüberstehen als früher: Hochschulen bieten zunehmend beruflich orientierte Studiengänge an und bei einigen Ausbildungsberufen zeigt sich eine Verschiebung zu theoretisch-wissenschaftlichen Inhalten. Diese Entwicklung wird als Ausdruck einer veränderten Nachfrage gesehen: Die Anforderungen in den Betrieben haben sich gewandelt und viele junge Menschen wünschen sich zwar höhere Bildungsabschlüsse, aber auch einen starken Praxisbezug in der Ausbildung.

Vor diesem Hintergrund hat die Initiative „Chance Ausbildung – jeder wird gebraucht!“ – bestehend aus elf Ministerien aus acht deutschen Bundesländern, der Bundesagentur für Arbeit und der Bertelsmann Stiftung – im Jahr 2015 ein Positionspapier zum Thema „Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung“ vorgelegt.

Autoren der Publikation sind Prof. Dr. Dieter Euler (Universität St. Gallen) und Prof. Dr. Eckart Severing (Forschungsinstitut Betriebliche Bildung, f-bb). Sie schlagen das Modell einer studienintegrierenden Ausbildung vor, das sie entwickelt haben, um eine bessere Verzahnung der beruflichen Ausbildung mit akademischen Inhalten zu erreichen: Schulabsolventinnen und -absolventen können dabei sowohl Erfahrungen mit einem Studium als auch mit einer Berufsausbildung sammeln. Nach einer kombinierenden Grundstufe können sie sich auf Grundlage ihrer bisherigen Erfahrungen für einen der beiden Bildungswege oder aber für einen Doppelabschluss entscheiden.

Es wird aufgezeigt, wie Studium und Berufsausbildung in einem neuen Bildungsweg gleichwertig miteinander verknüpft werden können, um die Berufsbildung künftig leistungsfähiger wie auch chancen-, zukunfts- und anforderungsgerechter zu machen.

Wichtige Ergebnisse

Vorgestellt werden Voraussetzungen, Funktionsweise und Rahmenbedingungen des Modells der studienintegrierenden Ausbildung in detaillierter Form: im Hinblick auf übergreifende Aspekte (Ziele, Modellrahmen), aber auch in Bezug auf die konkrete Umsetzung der Modellkomponenten (Zielgruppen, rechtliche Gestaltung, curriculare Abstimmung der Lernorte, Rahmensteuerung und Koordination der Lernorte, Gestaltung der Grundstufe, Entscheidung nach der Grundstufe).

Das neue Modell soll verschiedene Vorteile vereinen:

  • Den Unternehmen soll es ermöglichen, durch attraktive Ausbildungsangebote leistungsstarke Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden.
  • In den Hochschulen soll sich mit dem Modell der Praxisbezug zahlreicher Studiengänge erhöhen.
  • Jugendliche sollen die Chance erhalten, sich erfahrungsbasiert zu entscheiden und damit die Ausbildung erfolgreich abzuschließen.
  • Als wichtiges Potenzial der studienintegrierenden Ausbildung wird gesehen, dass sie einen wichtigen Beitrag zur Verringerung der Studienabbruchquoten leisten kann.
  • Zudem wird davon ausgegangen, dass das Modell besonders leistungsmotivierten Jugendlichen ohne Hochschulzugangsberechtigung neue Bildungsoptionen eröffnet.

Das Modell berührt verschiedene Interessen im Bereich beruflicher und akademischer Bildung:

  • die Erwartungen der Schulabsolventinnen und -absolventen, die ein solches Modell zwischen Studium und Berufsausbildung wählen würden,
  • die Interessen der Akteure, deren Mitwirkung bei der Umsetzung eines solchen Modells erforderlich ist (ausbildende Unternehmen und Hochschulen), sowie
  • die Bildungspolitik, die als Impulsgeber und Moderator im Entwicklungsprozess sowie bei der rechtlichen Flankierung der Umsetzung eine große Bedeutung hat.