Studie

Entwicklungsperspektive Berufsbildung 2020 in Hamburg

Thema

Herausforderungen und Reformen in der Berufsbildung

Herausgeberschaft

Hamburger Institut für Berufliche Bildung/Bertelsmann Stiftung

Autoren/Autorinnen

Dieter Euler/Eckart Severing

Erscheinungsort

Hamburg/Gütersloh

Erscheinungsjahr

2015

Stiftungsengagement

Bertelsmann Stiftung

Literaturangabe

Hamburger Institut für Berufliche Bildung/Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Entwicklungsperspektive Berufsbildung 2020 in Hamburg. Auswertung einer Online-Befragung in Hamburg. Hamburg/Gütersloh 2015.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Hintergrund ist, dass die Berufsbildung unter einer Veränderungsdynamik steht: Der Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft wirkt sich unmittelbar auf diesen Bereich aus. Hamburg gilt als Pionier bei den Reformen der Berufsbildung („Hamburger Modell“).

Um Erkenntnisse über den Entwicklungsstand und die Herausforderungen in der Berufsbildung zu erfahren, wurde eine schriftliche Expertenbefragung durchgeführt. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie bedeutsam die Akteure ein Thema einschätzen und ob es aus ihrer Sicht von der Bildungspolitik angemessen bearbeitet wird. Befragt wurden Hamburger Stakeholder mit Bezug zu Berufsbildungspolitik und -praxis aus dem Bereich Schule, Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Bildungspolitik, aber auch weitere gesellschaftliche Gruppen. Die Befragung wurde mithilfe eines Online-Fragebogens im April und Mai 2015 durchgeführt. Ausgewertet wurden die Daten von Prof. Dr. Dieter Euler (Institut für Wirtschaftspädagogik, Universität St. Gallen, Schweiz) und Prof. Dr. Eckart Severing (Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbH, Nürnberg).

Die Studie stellt auch einen Bezug zu einer Untersuchung her, die 2007 von der Bertelsmann Stiftung in Auftrag gegeben worden war. Damals waren in einer bundesweiten Befragung Themen mit hohem Reformbedarf in der Berufsbildung identifiziert und ein „Leitbild Berufsbildung 2015“ entwickelt worden. In der Studie von 2015 wird nun vergleichend analysiert, inwiefern diese Themen aufgenommen und umgesetzt wurden und welche neuen Reformthemen neu hinzugekommen sind.

Wichtige Ergebnisse

Einschätzungen zu den Reformthemen in der Berufsbildung

Ein wichtiges Ergebnis lautet, dass den zwei zentralen Säulen der Berufsbildung in Deutschland nach wie vor eine hohe Bedeutung zukommt. Wichtig ist zum einen die „berufliche Handlungskompetenz“ mit ihren funktionalen und didaktischen Zielen (berufliche Qualifizierung, soziale Integration, Persönlichkeitsentwicklung sowie Sach-, Sozial- und Selbstkompetenzen), zum anderem das „Berufsprinzip“, das heißt, dass die Ausbildung weniger an aktuellen Arbeitsplatzanforderungen als an langfristig angelegten und umfassenden Berufsbildern orientiert sein sollte und im Konsens der Sozialpartner zu gestalten und bundesweit zu standardisieren ist. 

Die befragten Expertinnen und Experten und Akteure aus Hamburg haben aus den bundesweit diskutierten 51 Reformthemen folgende drei Themen mit besonders hoher Bedeutung hervorgehoben:

  • Sicherung der betrieblichen Investitionen in die Berufsausbildung
  • Ausbau der Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen
  • Aufrechterhaltung der öffentlich-rechtlichen Abschlussprüfung

38 Reformthemen aus der bundesweiten Diskussion werden von den Befragten als „vernachlässigte Themen“ bewertet. Der Anteil bei den Hamburger Reformthemen liegt dabei deutlich niedriger, was als Ausdruck einer verstärkten Reformaktivität gewertet werden kann. Drei Themen aus der bundesweiten Diskussion führen die Rangliste der „vernachlässigten Themen“ an:

  • Rückläufige Ausbildungsbetriebsquote
  • Attraktivitäts-/Imageverlust der Berufsbildung
  • Umgang mit der zunehmenden Heterogenität der Ausbildungsvoraussetzungen der Auszubildenden

Auf der Ebene der zu erreichenden Ziele wird festgestellt, dass die fachliche Dimension gut abgedeckt wird. Dagegen zeige sich bei der Dimension der Persönlichkeitsentwicklung und der Förderung von Selbst- und Personalkompetenzen eine hohe Diskrepanz zwischen der Bedeutungseinschätzung und der Aufmerksamkeit in der politischen Diskussion.

Unter den polarisierenden Themen aus der bundesweiten Diskussion sticht nach wie vor die Erprobung von neuen Formen der Umlagefinanzierung hervor. Die Divergenzen zwischen den Sozialpartnern bestünden zwar fort, seien aber im Vergleich zur Untersuchung 2007 deutlich schwächer ausgeprägt. Einige der 2007 polarisierenden Themen finden sich auch in der Untersuchung von 2015 wieder: die „modulare Gestaltung der Berufsbilder unter Wahrung des Berufsprinzips“ sowie die „Anrechnung betrieblicher bzw. schulischer Ausbildungsleistungen auf die Bewertung der Ausbildungsabschlussprüfung“.

Darüber hinaus enthält die Publikation die Einschätzungen zu den spezifischen Reformthemen aus Hamburg.