Fachpublikation

Handbuch Gute Schule

Thema

Qualitätskriterien Guter Schule

Herausgeberschaft

Silvia-Iris Beutel/Katrin Höhmann/Michael Schratz/Hans Anand Pant

Autoren/Autorinnen

Silvia-Iris Beutel/Katrin Höhmann/Michael Schratz/Hans Anand Pant/Wolfgang Beutel/Helga Boldt/Gerhard Eikenbusch/Peter Fauser/Peter Friedsam/Thomas Häcker/Wilfried Kretschmer/Inge Michels/Roman Rösch/Dennis Shirley/Manfred Prenzel/Hermann Veith/Jan von der Gathen/Cornelia von Ilsemann/Dagmar Wolf/Angelika Wolters

Erscheinungsort

Seelze

Erscheinungsjahr

2016

Stiftungsengagement

Robert Bosch Stiftung, Heidehof Stiftung

Literaturangabe

Silvia-Iris Beutel/Katrin Höhmann/Michael Schratz/Hans Anand Pant (Hrsg.): Handbuch Gute Schule – Sechs Qualitätsbereiche für eine zukunftsweisende Praxis. Seelze 2016.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Was macht eine gute Schule aus? Im Handbuch Gute Schule haben Expertinnen und Experten aus Schule und Wissenschaft aktuelle Erkenntnisse und erfolgreiche Praxis zusammengetragen. Dabei orientieren sie sich an den Preisträgerschulen des Deutschen Schulpreises, den die Robert Bosch Stiftung gemeinsam mit der Heidehof Stiftung seit 2006 vergibt. Die ausgezeichneten Schulen dienen als Best Practice-Beispiele für Schulen, die sich auf den Weg gemacht haben und an ihrer Vision von einer guten Schule arbeiten. Im Magazin „10 Jahre Deutscher Schulpreis“ wird die Arbeit der ausgezeichneten Schulen vorgestellt.

Der Deutsche Schulpreis will über engere fachliche Gesichtspunkte zum Thema Schule hinaus auch einen Wandel aufnehmen und verstärken, in dem Schule nicht mehr in einem überholten, obrigkeitsstaatlich geprägten Verständnis einer „Veranstaltung des Staates“ verstanden wird, sondern als eine Institution begriffen und gestaltet wird, für die eine demokratisch-gesamtgesellschaftliche Aufmerksamkeit und Förderung immer wichtiger wird.

Im Mittelpunkt des Handbuches stehen die sechs Qualitätsbereiche des Deutschen Schulpreises: 1. Leistung, 2. Umgang mit Vielfalt, 3. Unterrichtsqualität, 4. Verantwortung, 5. Schulklima, Schulleben und außerschulische Partner, 6. Schule als lernende Institution.

Herausgegeben wurde das Buch von Prof. Dr. Silvia-Iris Beutel (Technische Universität Dortmund), Prof. Dr. Katrin Höhmann (Pädagogische Hochschule Ludwigsburg), Prof. Dr. Hans Anand Pant (Humboldt-Universität zu Berlin, Deutsche Schulakademie), Prof. Dr. Michael Schratz (Universität Innsbruck).

Die Autorinnen und Autoren arbeiten in ihren Analysen der Qualitätsbereiche und deren Wirkung auf die Schulentwicklung Qualitätsmerkmale guter Schule heraus. Darüber hinaus wird die Geschichte und Zukunft des Deutschen Schulpreises dargestellt.

Wichtige Ergebnisse

Kennzeichen guter Schule

In den zusammenfassenden Thesen zu den sechs Qualitätsbereichen wird dargestellt, welche Aspekte gute Schule auszeichnen.

1. Leistung

Gute Schulen

  • verstehen und fördern Leistung als menschliches Grundvermögen und Grundbedürfnis,
  • individualisieren, kultivieren, objektivieren Art und Maß von Leistung nach den Prinzipien Fairness, Vielfalt und Toleranz: dadurch können Schülerinnen und Schüler beispielsweise auch erkennen, ob es gerade um Lernen oder Leistungsmessung geht,
  • sorgen für regelmäßige Anwendung und vielfältige Verfahren der Lernstandsmessung sowie für unterstützende Rückmeldungen: Evaluation dient hier als Mittel zur Qualitätsverbesserung,
  • lassen insgesamt ein förderliches Lernklima für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler entstehen.

2. Umgang mit Vielfalt

Gute Schulen

  • individualisieren Unterricht und Erziehung und fördern alle Kinder und Jugendlichen mit gleichem Engagement und je nach Voraussetzung in unterschiedlicher Weise,
  • nehmen Unterschiede der Begabung, der Herkunft, des Geschlechts, der Leistung oder der Interessen wahr und beziehen sie beim gemeinsamen Lernen so ein, dass alle Kinder und Jugendlichen bestmögliche Entwicklungschancen erhalten,
  • sorgen bei Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern für einen kompetenten und achtungsvollen Umgang mit Vielfalt, der für das Lernen und Leben immer wichtiger wird.

3. Unterricht

Gute Schulen

  • stellen exzellenten Unterricht ins Zentrum,
  • verbessern Unterricht systematisch durch kollektives Lernen,
  • achten im Unterricht auf eine wirksame Förderung jedes Einzelnen, seines Lernens und seiner Entwicklung in allen Bereichen,
  • bringen Unterricht und Erziehung in einen engen Zusammenhang, wobei die Sorge der Erwachsenen für die bestmögliche Gesamtentwicklung der Kinder und Jugendlichen das verbindende Element darstellt.

4. Verantwortung

An guten Schulen

  • übernehmen Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler sowie Eltern Verantwortung für das Lernen und die Schule insgesamt,
  • werden Partizipation und Demokratie in allen Bereichen des gemeinsamen Alltags gepflegt und aktiv weiterentwickelt: in Unterricht und Schulleben ebenso wie auf der Ebene formaler Organisation und in Gremien der Schulverfassung,
  • wird die Verantwortung für Kinder und Jugendliche nicht segmentär, sondern ganzheitlich und aktiv wahrgenommen – gegenüber den Beteiligten und der Öffentlichkeit.

5. Schulleben

An guten Schulen

  • herrscht ein Schulleben, das der Dynamik einer aufgeklärten und sich aufklärenden demokratischen Öffentlichkeit Raum gibt,
  • entsteht eine soziale Kommunität, die Zugehörigkeit, Inklusion und Anerkennung verbürgt und Gelegenheiten zur Entfaltung individueller Interessen und Potenziale bietet,
  • wird Gewalt geächtet,
  • werden auf der Grundlage eines Selbstverständnisses als kulturelle Einrichtung Rituale, Bräuche und Symbolisierungen, ästhetische Präsentation, Verfeinerung und Provokation gleichermaßen gefördert.

6. Schule als lernende Institution

Gute Schulen

  • gleichen Unternehmen ohne Erwerbscharakter: sie handeln selbstständig und eigenverantwortlich und haben eine integrative, demokratische Führung (Management und Leadership),
  • kooperieren pädagogisch aktiv und herausfordernd mit ihrer Umgebung und verbessern sich professionell selbstkorrigierend durch Evaluation und Qualifikation,
  • erkennen Schwächen und haben gelernt, sich immer wieder neue Ziele zu setzen,
  • haben ein individuelles Profil, das als produktives Zusammenspiel von Ressourcen und Aufgaben aus einer zumeist jahrelangen intensiven Entwicklungsarbeit resultiert,
  • halten Verbindung zu anderen Schulen, mit der Öffentlichkeit, mit Wissenschaft, Politik und Einrichtungen von Wirtschaft und Kultur.

Gute Schule wird – über die Teilansichten der verschiedenen Qualitätsbereiche hinaus – als Gesamtgebilde verstanden, bei dem sich verschiedene Ebenen unterscheiden lassen:

  • das Lernen der Kinder und Jugendlichen,
  • das pädagogische Handeln der Lehrpersonen und deren kollegiale Zusammenarbeit,
  • das Schulleben als der Bereich koordinierender Aktivitäten und Organisationsformen, der über die einzelne Lerngruppe und Kollegengruppe hinausgeht,
  • die Ebene der Schulleitung und Schulentwicklung.

So entsteht ein vielperspektivisches Bild von Schule, das jede Einrichtung mit ihrem individuellen Weg auf andere Weise mit Leben erfüllen kann.