Studie

Informationsflüsse – Eine empirische Studie zur Rolle der Eltern und deren Resonanz auf frühe naturwissenschaftliche Bildungsangebote

Thema

Naturwissenschaftliche Bildungsangebote in Kitas

Autoren/Autorinnen

Brigitte Pflüger-Schmezer/Manuela Welzel-Breuer

Erscheinungsort

Kiel

Erscheinungsjahr

2015

Stiftungsengagement

Klaus Tschira Stiftung

Literaturangabe

Brigitte Pflüger-Schmezer/Manuela Welzel-Breuer: Informationsflüsse – Eine empirische Studie zur Rolle der Eltern und deren Resonanz auf frühe naturwissenschaftliche Bildungsangebote. In: S. Bernholt (Hrsg.): Heterogenität und Diversität – Vielfalt der Voraussetzungen im naturwissenschaftlichen Unterricht. Gesellschaft für Didaktik der Chemie und Physik, Jahrestagung in Bremen 2014. Kiel 2015, S. 337–339.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Erziehungs- und Bildungspartnerschaften von Eltern und pädagogischen Fachkräften werden als wichtiger Beitrag zu gelingenden Bildungsbiografien betrachtet. Dies gilt auch für naturwissenschaftliche Bildung, die in vielen Kindergärten und Kitas inzwischen verankert ist und zum elementarpädagogischen Bildungsauftrag gehört. Bislang ist jedoch noch offen, in welcher Wechselwirkung die Bildungsangebote im Kindergarten mit der Bildungsarbeit in den Familien stehen.

Um die Bildungsarbeit in den Familien und die Bildungsangebote der Kindertageseinrichtungen aufeinander abstimmen zu können, ist es notwendig, dass pädagogische Fachkräfte Kenntnis darüber haben, was in den Familien passiert und Eltern wissen, was in den Kindertagesstätten angeboten wird – und dass die Beteiligten über dieses Thema auch kommunizieren.

Hier setzt die empirische Studie an, die von Prof. Dr. Manuela Welzel-Breuer und Brigitte Pflüger-Schmezer (Pädagogische Hochschule Heidelberg) durchgeführt wird. Im Zentrum steht die Frage, ob und welche Informationsflüsse zwischen Kindergarten und Elternhaus im Bereich naturwissenschaftlicher Bildung bereits existieren und auf welche Weise sie genutzt werden. Die Studie ist in verschiedene Forschungsfragen unterteilt:

  • Was erfahren Eltern inhaltlich aus der Arbeit im Kindergarten im Hinblick auf frühe naturwissenschaftliche Bildungsangebote? Wie erfahren sie es? Werden Berichte und Erfahrungen aus dem Kindergarten zu Hause aufgegriffen und wenn ja, wie?
  • Informieren sich die Eltern bei den Kindern oder den pädagogischen Fachkräften bewusst zu naturwissenschaftlichen Bildungsangeboten? Wenn ja, wie? Kommunizieren die Eltern ihre eigene Bildungsarbeit im Bereich Naturwissenschaften mit dem Kindergarten?
  • Welcher Bedarf an Kommunikation zwischen Kindergarten und Elternhaus lässt sich ableiten?

Um Erkenntnisse zur Resonanz der Elternhäuser auf die naturwissenschaftlichen Bildungsangebote im Kindergarten zu gewinnen, wurden im Jahr 2013 mit den Leitungen von vier Kindertageseinrichtungen und mit insgesamt 40 Eltern der fünf- bis sechsjährigen Kinder der Vorschulgruppen dieser Einrichtungen Leitfaden gestützte Einzelinterviews durchgeführt, die sich an den oben aufgeführten Forschungsfragen orientierten.

Das Projekt wurde von der Klaus Tschira Stiftung gefördert und an der Forscherstation durchgeführt. Die Forscherstation, Klaus-Tschira-Kompetenzzentrum für frühe naturwissenschaftliche Bildung mit Sitz in Heidelberg, ist ein An-Institut der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und wird von der Klaus Tschira Stiftung getragen.

Wichtige Ergebnisse

Ergebnisse pädagogischer Forschung

In pädagogischen Untersuchungen wird darauf hingewiesen, dass Kinder zwischen drei und sechs Jahren in einem geteilten Betreuungsfeld leben, weil sie täglich zwischen Kindergarten und Familie wechseln. Beide Lebenswelten eröffneten wichtige Bildungsangebote, die sich auch gegenseitig beeinflussen können. Das Familienleben mit seinen eigenen Erfahrungsräumen habe einen sehr großen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes. So würden zum Beispiel Eltern als Vorbilder und zugleich Experten ihres Kindes wirken, da sie ihm Orientierung geben und unterschiedliche Entfaltungsspielräume bieten. Die Entwicklung eines Kindes hänge in starkem Maße davon ab, was Eltern mit ihrem Kind unternehmen: ob sie ihm zum Beispiel Geschichten vorlesen, gemeinsam mit ihm kochen oder singen. All diese Aktivitäten im alltäglichen Familienleben seien Anlässe für Bildung.

Erste Ergebnisse der Studie

Die Publikation stellt die Ergebnisse zur ersten Forschungsfrage der Studie vor, die sich mit dem Informationsfluss zwischen den beiden Betreuungsfeldern in Kindergarten und Familie beschäftigt: Was erfahren Eltern inhaltlich aus der Arbeit im Kindergarten im Hinblick auf frühe naturwissenschaftliche Bildungsangebote?

Die Interviews mit den Eltern ergaben zu diesen Fragen Nennungen zu den Bereichen „Experimente“, „Natur“, „Forscherraum“, „Zahlenschule“, „Musik“ und „Sonstiges“, wobei knapp die Hälfte der Nennungen der Codierung „Experimente“ zugeordnet wurde. Dies bedeutet, dass die Eltern von konkreten Experimenten berichteten, die die Kinder im Kindergarten durchgeführt haben. Die Experimente wiederum wurden in verschiedene Bereiche unterteilt: Experimente zu den vier Elementen, Farben, Physik, Chemie und Bauen. Dabei zeigte sich, dass die „Elemente“ mehr als doppelt so oft vorkamen wie „Farben“. Der Code „Elemente“ repräsentiert den größten Bereich und betrifft Experimente zu Wasser, Luft und Feuer. Das Thema „Wasser“ wurde dabei am häufigsten codiert.

Die Auswertung der Befragung machte deutlich: Die Eltern erfahren, dass die pädagogischen Fachkräfte mit den Kindern zum Bereich „Elemente“ experimentell arbeiten. Allerdings sind die Eindrücke und Informationen unterschiedlich detailliert. Die Eltern erfahren auch, dass die Kinder die Materialien explorieren. Sie wissen, dass die Kinder in den Einrichtungen aktiv Erfahrungen mit Naturphänomenen sammeln und dass dies mehr oder weniger regelmäßig geschieht.

Bezogen auf die erste Forschungsfrage stellen die Wissenschaftlerinnen fest, dass ein inhaltlicher Informationsfluss zu den Eltern im Bereich naturwissenschaftlicher Bildungsangebote existiert. Im Folgenden soll im Rahmen der Studie untersucht werden, woher dieser Informationsfluss kommt und welche Informationswege besonders effektiv genutzt werden. Dann soll analysiert werden, inwieweit die Aussagen der Eltern und der pädagogischen Fachkräfte übereinstimmen und auf welche Weise die Eltern Informationen über ihre eigene familiäre Bildungsarbeit in den Kindergarten weitergeben. Von den Ergebnissen erwarten die Wissenschaftlerinnen wertvolle Hinweise zur Frage, wie Kommunikationsflüsse über die Information von Eltern und Kindertageseinrichtungen im Bereich naturwissenschaftliche Bildung auf sinnvolle Weise intensiviert werden können.