Studie

Monitor Digitale Bildung. Berufliche Ausbildung im digitalen Zeitalter

Thema

Digitales Lernen in der beruflichen Ausbildung

Herausgeberschaft

Bertelsmann Stiftung

Autoren/Autorinnen

Ulrich Schmid/Lutz Goertz/Julia Behrens

Erscheinungsort

Gütersloh

Erscheinungsjahr

2016

Stiftungsengagement

Bertelsmann Stiftung

Literaturangabe

Ulrich Schmid/Lutz Goertz/Julia Behrens: Monitor Digitale Bildung. Berufliche Ausbildung im digitalen Zeitalter. Hrsg. v. Bertelsmann Stiftung. Gütersloh 2016.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Der „Monitor Digitale Bildung“ der Bertelsmann Stiftung zielt darauf, eine umfassende und repräsentative empirische Datenbasis zum Stand des digitalisierten Lernens in den verschiedenen Bildungssektoren (Schule, Ausbildung, Hochschule und Weiterbildung) in Deutschland zu schaffen.

Im Fokus stehen folgende Fragen:

  • Welche Impulse können digitale Technologien zur Verbesserung des Lernens und für neue didaktische Konzepte in Schule, Ausbildung, Studium und Weiterbildung geben?
  • Wie kann digitales Lernen benachteiligte Lernende fördern und den Zugang zu den Bildungssektoren insgesamt erhöhen?
  • Wie können Lehrkräfte sinnvoll auf den Einsatz digitaler Bildungsmedien vorbereitet und dabei unterstützt werden?

Als inhaltlich-methodische Struktur des Projekts dienen 16 Grundfragen, die in allen vier Sektoren eine Rolle spielen. Projektpartner ist das mbb Institut – Gesellschaft für Medien- und Kompetenzforschung.

Die Berichte zu den verschiedenen Bildungssektoren sind zwischen 2016 und 2018 erschienen und auch als Steckbriefe im Wissensatlas Bildung der Stiftungen abrufbar (Hochschule, weiterführende Schule und Grundschule sowie Weiterbildung).   

Im Mittelpunkt des ersten Berichts 2016 steht der Sektor berufliche Ausbildung. Zur Erhebung der Daten wurden quantitative und qualitative Methoden kombiniert (Onlinefragenbogen, Gespräche, leitfadengestützte Telefoninterviews). An der Befragung beteiligten sich 1.694 Auszubildende, 303 Berufsschullehrende und 2.000 Ausbilderinnen und Ausbilder, darüber hinaus Fachleute aus Kammern, Verbänden und Behörden.

Weitere Materialien und Auswertungen des Monitors Digitale Bildung zum Bereich Ausbildung sind zu finden auf der Online-Plattform www.digitalisierung-bildung.de.

Wichtige Ergebnisse

Die wichtigsten Ergebnisse des ersten Berichts lauten:

Die Potenziale werden noch nicht ausgeschöpft: Ausbilderinnen und Ausbilder sowie Berufsschullehrende haben einen eher nüchternen, pragmatischen Blick auf das digitale Lernen. Der Einsatz digitaler Lernmedien im Ausbildungssystem folgt vorrangig „alten“ didaktischen und methodischen Konzepten, weshalb die Potenziale noch nicht zur Geltung kommen.

Die Teilhabechancen für benachteiligte Gruppen bleiben noch ungenutzt: Insbesondere jüngere, männliche Auszubildende mit einem niedrigen Schulabschluss lassen sich nach Auffassung der Befragten durch digitales Lernen gut motivieren. Weder in der Berufsschule noch in den Ausbildungsbetrieben werden diese Chancen für mehr Teilhabe aber gezielt ergriffen.

Innovation scheitert an mangelnden Kompetenzen und Ressourcen: Berufsschullehrende beklagen sowohl zeitliche als auch finanzielle Hürden beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht, ebenso fehlende Orientierungshilfen.

Auszubildende und erfahrene Lehrkräfte treiben Veränderungen voran: Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Auszubildende dem Einsatz digitaler Lernmedien gegenüber generell aufgeschlossener sind als ihre Lehrkräfte und sich für den Unterricht einen sinnvollen Methodenmix wünschen. Vor allem Lehrkräfte mit längerer Berufserfahrung übernehmen eine Vorreiterfunktion beim Einsatz digitaler Medien.

Der Imagefaktor ist oft wichtiger als die strategische Schul- und Unterrichtsentwicklung: Digitales Lernen wird von vielen Berufsschulen als wichtiger Imagefaktor gesehen. Dabei steht vor allem die Ausstattung mit Geräten und Infrastruktur im Zentrum. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die strategische Bedeutung für die Schul- und Unterrichtsentwicklung sowie die Verzahnung von Ausbildungsinhalten zwischen Schule und Betrieb noch kaum erkannt werden.

Die technische Infrastruktur (WLAN) ist unzureichend: An vielen Berufsschulen sind Whiteboards und PCs vorhanden. Bei Smartphones und Tablets kommen überwiegend Schülergeräte zum Einsatz. Als alarmierend wird gesehen, dass die über­wiegende Mehrheit der Berufsschullehrenden für den Unterricht kein oder nur unzureichendes WLAN zur Verfügung hat, was den sinnvollen Einsatz von Geräten verhindert.

Aus den Ergebnissen werden Handlungsstrategien abgeleitet, die dazu beitragen können, dass die Potenziale digitaler Medien im Bereich berufliche Ausbildung besser genutzt werden können. Es braucht demnach vor allem

  • mehr anwendungsorientierte Forschung, die das Potenzial digitalen Lernens für Teilhabe und Chancengerechtigkeit in konkrete didaktische Settings übersetzt und deren Reichweite und Wirkungsweise überprüft,
  • eine digitale Qualifizierungsoffensive, die Lehrkräfte sowie Ausbilder und Ausbilderinnen im Rahmen ihrer Aus- und Fortbildung systematisch die notwendigen Kompetenzen vermittelt,
  • strategisch durchdachte Schulentwicklungskonzepte, die die Eigenhei­ten einer jeweiligen Schule und ihrer Schülerschaft berücksichtigen und dabei die Potenziale digitalen Lernens in den Blick nehmen,
  • eine zuverlässige WLAN-Ausstattung als notwendige Grundlage für den Erfolg solcher pädagogischen Innovationen.