Studie

Monitor Digitale Bildung. Die Weiterbildung im digitalen Zeitalter

Thema

Digitalisierung in der Weiterbildung

Herausgeberschaft

Bertelsmann Stiftung

Autoren/Autorinnen

Ulrich Schmid/Lutz Goertz/Julia Behrens

Erscheinungsort

Gütersloh

Erscheinungsjahr

2018

Stiftungsengagement

Bertelsmann Stiftung

Literaturangabe

Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Monitor Digitale Bildung.
Die Weiterbildung im digitalen Zeitalter (= Monitor Digitale Bildung Bd. 4). Gütersloh 2018.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Der „Monitor Digitale Bildung“ der Bertelsmann Stiftung zielt darauf, eine umfassende und repräsentative empirische Datenbasis zum Stand des digitalisierten Lernens in den verschiedenen Bildungssektoren (Schule, Ausbildung, Hochschule und Weiterbildung) in Deutschland zu schaffen. Übergreifende Fragen sind:  

  • Wie gut sind die Bildungsinstitutionen in Deutschland auf den digitalen Wandel vorbereitet?
  • Wie verbreitet sind digitale Lerntechnologien und wie werden sie eingesetzt?
  • Trägt die Digitalisierung zu mehr Chancengerechtigkeit bei oder vergrößert sie sogar soziale Unterschiede in der Teilhabe?
  • Verbessern digitale Technologien das Lernen und geben sie Impulse für neue didaktische Konzepte in Schule, Ausbildung, Studium und Weiterbildung?
  • Wie kann digitales Lernen benachteiligte Lernende fördern und den Zugang zu den einzelnen Bildungssektoren insgesamt erhöhen?
  • Wie können Lehrkräfte auf den Einsatz – und ggf. die Erstellung – digitaler Bildungsmedien vorbereitet und dabei unterstützt werden?

Projektpartner ist das mbb Institut – Gesellschaft für Medien- und Kompetenzforschung.

Der erste Monitor Digitale Bildung (2016) widmete sich der beruflichen Ausbildung, der zweite den Hochschulen (2017). Im dritten Bericht wurden die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Bereich Schule untersucht, ergänzend auf die Grundschule (2017). Anfang 2018 erschien der letzte Bericht zum Thema Weiterbildung. Die Berichte sind auch als Steckbriefe im Wissensatlas Bildung der Stiftungen abrufbar (berufliche Bildung, weiterführende Schule, Grundschule, Hochschule). 

Im vorliegenden Bericht wird der Weiterbildungsbereich mit Blick auf Digitalisierung empirisch analysiert – sowohl in Bezug auf das beruflich-formale wie auch das persönlich-informelle Weiterbildungshandeln der Lernenden. Neben dem breiten Spektrum der Weiterbildungsaktivitäten werden auch die verschiedenen institutionellen Anbieter und Organisationen in den Blick genommen.

Wie schon in den vorherigen Berichten in der Reihe Monitor Digitale Bildung ist auch der Bericht für den Bereich Weiterbildung nicht durch Einzelperspektiven geprägt, sondern er soll ein Gesamtbild der Perspektiven aller beteiligten Akteure (Lernende, Lehrende, Einrichtungsleitungen und politisch-administrativ Verantwortliche) geben.

Durchgeführt wurde eine repräsentative 360°-Befragung im Sektor Weiterbildung. Im Fokus stand die Frage nach dem Status quo des digitalen Lernens in der Weiterbildung. Dabei ging es weniger um technische Ausstattung oder Infrastruktur, sondern um die pädagogische Anwendung: Wer nutzt welche Technologien für wen und warum? Welche Erfahrungen (positive wie negative) gibt es dazu?

Befragt wurden 1.003 repräsentativ ausgewählte Personen aus der Bevölkerung (telefonische Befragung), 260 Lehrende (Trainer und Trainerinnen, Dozierende, Lehrkräfte), 224 Einrichtungsleitungen, 30 Entscheider und Experten aus Landesverbänden der Volkshochschulen und kirchlichen Einrichtungen, Verbandsvertreter zur Weiterbildungsqualität sowie zur beruflichen Bildung (leitfadengestützte Telefoninterviews) sowie 20 Vertreterinnen und Vertreter von überregionalen Institutionen und 10 von regionalen Einrichtungen (Interviews). Somit wurden quantitative Befragungen mit qualitativen Interviews kombiniert. Darüber hinaus sind auch Ergebnisse aus anderen Studien zur Weiterbildung in den Bericht eingeflossen.

Die Ergebnisse sollen Ansatzpunkte für die Gestaltung des digitalen Lernens in der Weiterbildung geben. Detaillierte Auswertungen aus dem Monitor Digitale Bildung sind über die Homepage der Bertelsmann Stiftung und auf dem Blog www.digitalisierung-bildung.de zu finden.

Verfasst wurde der Bericht von Dr. Ulrich Schmid (mbb Institut), Dr. Lutz Goertz (mmb Institut) und Dr. Julia Behrens (Bertelsmann Stiftung) unter Mitarbeit von Dr. Lutz P. Michel, Sabine Radomski und Sabrina Thom (mbb Institut).

Wichtige Ergebnisse

Kennzeichen des Weiterbildungsmarkts

Es gibt vielfältige Angebote zur Weiterbildung, der Weiterbildungsmarkt ist unübersichtlich und wird sowohl staatlich als auch privat finanziert. Viele berufliche und private Weiterbildungsmaßnahmen werden von Betrieben und privaten Teilnehmenden selbst bezahlt. Hinzu kommt eine hohe Vielfalt an informellen bzw. formalen Bildungsangeboten und Formaten, Zielgruppen und Zertifikaten sowie nicht zuletzt auch Motiven und Zielen, die sich mit beruflicher oder privater Weiterbildung verbinden. Die Weiterbildungslandschaft in Deutschland ist somit sehr heterogen.

Wichtige Ergebnisse der Befragung

Nur knapp 50 Prozent der Deutschen nutzen digitale Weiterbildung. In der Regel handelt es sich dabei nicht um formale Onlinekurse, sondern um informelles (jedoch meist beruflich veranlasstes) Lernen.

Die etablierten Weiterbildungsanbieter agieren in Sachen Digitalisierung eher zurückhaltend. Die digitale Transformation traditioneller Weiterbildungsformate, Organisationen und Geschäftsmodelle hat gerade erst begonnen. Institutionelle Weiterbildung in Deutschland ist bisher vor allem beruflich ausgerichtet und durch konventionelle Präsenzformate geprägt. Klassische Weiterbildungsanbieter setzen zumeist auf ergänzende digitale Bildungskonzepte und bieten bislang selten komplette Onlineformate oder virtuell-kollaborative Lernsettings an. Dieses Marktsegment überlassen sie nahezu ausschließlich den darauf spezialisierten Onlineplattformen.

1. Lernende: Digitale Weiterbildung findet vor allem informell und online zu Hause statt.

Für knapp die Hälfte der Bevölkerung ist informelles Lernen mit digitalen Medien zum integralen Bestandteil des täglichen Lebens geworden. Von den Befragten, die 2016 online gelernt haben, gaben etwa 80 Prozent an, vorzugsweise informell zu Hause übers Internet zu lernen. Informell meint dabei das selbstgesteuerte, situative Lernen in Alltagssituationen. Beliebt sind hier vor allem kurze, problem- und handlungsorientierte Wissensangebote, ganz besonders Anleitungen in den Bereichen Haushalt oder Technik, und Angebote, die viel Freiheit und Selbstständigkeit beim Lernen ermöglichen. An einer ausgewiesenen Onlineweiterbildung (z.B. im beruflichen Kontext) hat im vergangenen Jahr nur etwa jeder zehnte Befragte teilgenommen.

2. Angebote und Methoden: Google & Co. laufen traditionellen Anbietern den Rang ab.

Inhalte und Kursangebote werden in erster Linie themen- und problem- orientiert gesucht – weit weniger gezielt über einzelne Anbieter oder Bildungsmarken. Dabei führt der Weg zum passenden Angebot in der Regel über die großen Webportale wie Google oder YouTube. Für die Nutzerinnen und Nutzer ist meist nicht relevant, ob beispielsweise ein Erklärvideo von einem kommerziellen Hersteller, einer engagierten Privatperson oder einer staatlichen Einrichtung stammt. Doch wissen die meisten, über welchen Onlinekanal der Inhalt abgerufen wurde. Unternehmen oder unabhängige Autorinnen und Autoren werden als Onlineanbieter kaum wahrgenommen und haben folglich nur eine geringe Relevanz. Bemerkenswert ist, dass nur ein Prozent der Lernenden die umfangreicheren Massive Open Online Courses (MOOCs) nutzt.

3. Teilhabe: Sozial Benachteiligte profitieren bisher nicht von digitaler Weiterbildung.

Menschen mit geringerer formaler Bildung und Nichtberufstätige lernen deutlich seltener digital (32 bzw. 28 Prozent) als Erwerbstätige und Akademikerinnen und Akademiker (59 Prozent). Die soziale Weiterbildungsschere, die schon bei nicht digitalen Weiterbildungsangeboten immer wieder festgestellt wird, setzt sich im digitalen Bereich fort. Lehrende und Einrichtungsleitungen sind zudem überwiegend der Ansicht, dass digitales Lernen vor allem selbstgesteuertes Lernen und die Förderung leistungsstarker Teilnehmerinnen und Teilnehmer ermöglicht. Vorteile für leistungsschwächere Teilnehmende oder heterogene Lerngruppen erwartet nur ein Drittel der Lehrenden und der Leitungskräfte.

4. Lehrende: Dozierende setzen digitale Lernmedien häufig ein, lassen aber noch viel didaktisches Potenzial ungenutzt.

Die große Mehrheit der befragten Lehrenden gibt an, digitale Medien in ihrer Lehre einzusetzen. Das Spektrum der verwendeten Medien ist groß: PowerPoint-Präsentationen sind weit verbreitet (78 Prozent) und mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Lehrenden setzt regelmäßig Videos in den Lehrveranstaltungen ein. Beliebt bei der Vor- und Nachbereitung sind mit 61 Prozent fachliche Webseiten (z.B. digitale Fachzeitschriften) sowie Wikipedia und elektronische Texte (jeweils 54 Prozent). Das volle didaktische Potenzial des digitalen Lernens, etwa für mehr individualisiertes oder selbstgesteuertes Lernen, nutzen die Lehrenden aber bisher nicht aus. Dazu mangelt es auch an passenden Qualifizierungsmöglichkeiten, die von den Leitungskräften als unzureichend eingeschätzt werden. Nur 11 Prozent attestieren den Angeboten für die eigene Fortbildung eine sehr gute Qualität.

5. Weiterbildungsmarkt: Private Weiterbildungsanbieter sind öffentlich geförderten Anbietern beim digitalen Lernen oft voraus.

Lehrende in privat-kommerziellen Institutionen sowie freiberuflich in der Weiterbildung tätige Lehrende sind beim digitalen Lernen deutlich aktiver (40 bzw. 39 Prozent) als ihre Kollegen und Kolleginnen aus den Volkshochschulen (17 Prozent) oder dem öffentlich geförderten Weiterbildungsbereich (15 Prozent). In Bezug auf die Qualität der technischen Ausstattung schneiden große Einrichtungen eher schlechter ab als kleine, was insbesondere für das WLAN gilt: Nur 49 Prozent der großen Einrichtungen (ab 250 Mitarbeitende) bewerten die Qualität des WLANs positiv gegenüber 75 Prozent bei den Kleinanbietern. Die technische Ausstattung bewerten 37 Prozent der großen Institutionen, aber immerhin 56 Prozent der Kleinanbieter als gut bis sehr gut. Dennoch ist für die befragten Leitungskräfte digitales Lernen strategisch relevant: 67 Prozent der Einrichtungsleitungen von privat-kommerziellen und 50 Prozent von öffentlich geförderten Bildungsanbietern messen dem Thema einen hohen Stellenwert bei.

Handlungsempfehlungen

Trotz seiner heterogenen Struktur und der verschiedenen Zuständigkeiten werden im Weiterbildungsbereich gemeinsame Herausforderungen durch die Digitalisierung gesehen. Daraus werden Empfehlungen für den Umgang mit dem digitalen Wandel abgeleitet, die auch die Hoffnung von mehr Chancengerechtigkeit durch digitales Lernen erfüllen sollen. Wichtig wäre zunächst, im stark ausdifferenzierten Weiterbildungssektor die erforderlichen strukturellen Voraussetzungen zu schaffen, um unterschiedlichen Zielgruppen digitales Lernen zu ermöglichen.

1. Weiterbildungsanbieter

Wandel gestalten statt Wandel verhindern

Festgestellt wird, dass sich im Zuge des digitalen Wandels neben den traditionellen Anbietern zunehmend neue Akteure auf dem Weiterbildungsmarkt etablieren, etwa selbstorganisierte Communities oder Privatpersonen, die insbesondere mithilfe von YouTube meist kostenfreie Angebote erstellen. Aus Sicht der Lernenden haben diese Onlineangebote oft denselben Lernwert wie kostenpflichtige Präsenzangebote. Dennoch würden viele Weiterbildungsanbieter an ihren Präsenzangeboten festhalten und diese allenfalls in der Vor- und Nachbereitung durch digitale Komponenten ergänzen. Dadurch bleibe die Chance weitgehend ungenutzt, neue und junge Zielgruppen anzusprechen. Auch Unternehmen setzen zunehmend digitale Angebote ein, um die Fortbildungsbedarfe ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inhaltlich und zeitlich passgenau abdecken zu können.

Weiterbildungsanbieter sollten diese neuen Bedürfnisse in ihrem Portfolio aktiv aufgreifen und mit ihren Angeboten den Wandel mitgestalten. Im Ergebnis müsse zwar nicht jeder Weiterbildungsanbieter seine gesamten Angebote digitalisieren, doch brauche er eine Strategie für das digitale Zeitalter.

Mehr Kollaboration, weniger Konkurrenz

Für die Sichtbarkeit und Auswahl von Weiterbildungsangeboten sind Online-Suchmaschinen wie Google zum entscheidenden Marktplatz geworden. Es wäre wenig sinnvoll, hierauf mit alternativen konkurrierenden Plattformen und Angebotsverzeichnissen zu reagieren.

Stattdessen sollte mehr Kollaboration angestrebt werden. So sollte das Suchverhalten von Bildungsinteressierten gezielt genutzt werden, um gemeinsam Angebote sichtbarer zu machen. Für Weiterbildungsanbieter bedeute das, strategisch neue Wege in Vertrieb und Marketing zu gehen und beispielsweise in gemeinsamen Netzwerken suchmaschinenoptimierte Angebote zu machen. Dazu sollten auch die Möglichkeiten des digitalen Content-Marketings genutzt werden. Das würde auch Nischenangebote ihren Platz geben. Der digitale Wandel lasse sich am besten gemeinsam gestalten und bewältigen.

2. Weiterbildungsverbände

Qualitätsstandards für Lernmaterial und freiwillige Selbstkontrolle

Deutlich wurde, dass digitale Weiterbildung vorrangig informelles Lernen ist und der Zugriff auf Lernmaterial über Google oder YouTube erfolgt. Viele dieser Angebote sind jedoch in der Regel nicht nach wissenschaftlich-didaktischen Erkenntnissen aufbereitet und unterliegen nur sehr selten einer inhaltlich-fachlichen Kontrolle. Weiterbildungsanbieter konkurrieren also mit zahlreichen ungeprüften Inhalten.

Als sehr wichtig wird deshalb die Definition von Qualitätsstandards bzw. die Vergabe eines Gütesiegels für gute digitale Lerninhalte erachtet. Bildungsanbieter könnten so in Form einer freiwilligen Selbstverpflichtung die hohe didaktische und fachliche Qualität ihrer Materialien belegen, was in einem unübersichtlichen Weiterbildungsmarkt auch ein schlagkräftiges Marketingargument sein könnte. Die Qualitätsstandards und das Instrumentarium zur Überprüfung sollten von den Weiterbildungsverbänden in Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern der Zielgruppe der Lernenden entwickelt und möglichst branchenweit etabliert werden. Möglich wäre dabei auch eine Stärkung der OER-Community im Bereich Weiterbildung, um künftig auf mehr freie, kuratierte digitale Lerninhalte zugreifen zu können. Dazu brauche es Möglichkeiten des Austauschs und der Entwicklung von Lernmaterialien, wie sie zum Beispiel auf Workshops und speziellen EduCamps gegeben sind.

Standards für E-Assessments etablieren

Im Bereich der überwiegend informellen digitalen Weiterbildung fehlen Strukturen und Regularien, die es ermöglichen, Lernergebnisse zu messen und zu bewerten. Bisher haben informell erworbene Kenntnisse, etwa durch die Teilnahme an einem Onlinekurs, kaum Relevanz und Akzeptanz – weder bei Unternehmen noch bei etablierten Bildungsanbietern. Dabei bieten E-Assessments heute schon vielfältige Möglichkeiten, auch informell erworbene Kenntnisse entsprechend zu dokumentieren. Dieses Feld wird zunehmend wichtiger und von neuen Akteuren aus der Startup-Szene oder dem Karriere-Netzwerk LinkedIn bearbeitet.

Die Weiterbildungsverbände sollten sich deshalb auf einheitliche Standards für E-Assessments verständigen, die eine Prüfung von informell erworbenen Kompetenzen und die Vergabe entsprechender Zertifikate ermöglicht. Weiterbildungsverbände könnten dann auch unabhängig von ihren eigenen Inhalten als allgemeine Prüfungsinstanz auftreten und mit dieser neuen Rolle zu mehr Qualität, Transparenz und Verlässlichkeit im Bereich des Onlinelernens beitragen.

3. Politik

Digital erbrachte Betreuungs- und Lehrleistungen in der Weiterbildung honorieren

Es hat sich gezeigt, dass die Vor- und Nachbereitung von Weiterbildungsangeboten oft nicht bezahlt wird. Bei manchen Onlinelernangeboten werden die Dozierenden noch nicht einmal für die erbrachten Betreuungs- und Lehrstunden entsprechend vergütet. Dadurch sinkt der Anreiz für die ohnehin oft prekär beschäftigten Lehrenden, sich hier zu engagieren. Gerade die Vor- und Nachbereitung ist aber ein Schlüsselfaktor für die Qualität eines Angebots und damit für die Lernenden.

Online erbrachte Lehrleistungen müssten daher genauso bezahlt werden wie Präsenzveranstaltungen, was auch eine grundsätzliche Honorierung von Vor- und Nachbereitungszeiten einschließt. Für beides sollten staatliche Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden, auf die öffentlich finanzierte Weiterbildungsanbieter für digitale Lernangebote gezielt zurückgreifen können.

Um die sich aus dem digitalen Wandel ergebenden Chancen für ein flächendeckendes Weiterbildungsangebot zu nutzen, sollte die öffentliche Förderung auf Initiativen wie Online-Communities ausgeweitet werden, die gute digitale Lernangebote machen, bisher aber formal nicht als Weiterbildungsanbieter gelten. Wichtig sei hier die Prüfung der Anbieter und Angebote im Hinblick auf ihre Zielgruppen, die Zugänglichkeit und Qualität der Inhalte sowie deren Wirksamkeit. Die öffentliche Finanzierung wäre dann künftig nicht mehr an den Status einer Einrichtung gekoppelt, sondern an die Einhaltung von bestimmten Qualitätsstandards.

Weiterbildungspersonal für digitales Lehren fortbilden

Gerade Menschen mit geringer formaler Qualifikation fällt das Lernen oft schwer. Hier werden die Chancen der digitalen Weiterbildung bisher kaum genutzt. Ein wichtige Ursache wird darin gesehen, dass viele Lehrende für den zielgruppenadäquaten Einsatz digitaler Medien und Inhalte in der Weiterbildung nicht geschult sind. Umso wichtiger wäre es deshalb, dass Lehrende in der öffentlich getragenen Weiterbildung ihre erwachsenpädagogischen Fähigkeiten und digitalen Kompetenzen ausbauen, damit sie ihre Lernenden auf deren Bildungsweg – offline wie online – individuell begleiten können. Dafür brauche es zeitliche und finanzielle Ressourcen, die den oft prekär beschäftigten Lehrenden in der Weiterbildung meist nicht zur Verfügung stehen. Dies gelte insbesondere für den öffentlich finanzierten Bereich, wo die staatlichen Investitionen zwischen 1995 und 2012 um 41 Prozent reduziert wurden. Abhilfe schaffen könnte neben gezielten Schulungsangeboten der Weiterbildungsanbieter selbst auch ein staatliches Stipendienprogramm für Lehrende, die sich im Bereich digitales Lernen fortbilden wollen.