Fachpublikation

Nachhaltigkeit erfahren

Thema

Engagement als Schlüssel einer Bildung für nachhaltige Entwicklung

Herausgeberschaft

Alexander Bittner/Thomas Pyhel/Vera Bischoff

Autoren/Autorinnen

Alexander Bittner/Thomas Pyhel/Vera Bischoff/ Aletta Bonn/Jana Both/Ivonne Drößler/Birgit Eichmann/Christa Henze/Birthe Hesebeck/Jenny-Lay-Kumar/Anika Mahla/Anett Richter/Stephanie Pröpsting/Heinz Schirp/Anne Seifert/Tabea Turrini/Karin Ulbrich

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2016

Stiftungsengagement

Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Literaturangabe

Alexander Bittner/Thomas Pyhel/Vera Bischoff (Hrsg.): Nachhaltigkeit erfahren. Engagement als Schlüssel einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Eine Publikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. DBU-Umweltkommunikation Band 8. München 2016.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

2009 hat ein Team von internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter Leitung von Johan Rockström ein Konzept über die ökologischen Grenzen der Erde entwickelt, das den Diskurs einer nachhaltigen Entwicklung bis heute bestimmt (Konzept der planetaren Grenzen). Dabei wird davon ausgegangen, dass die Überschreitung dieser Grenzen mit irreversiblen und plötzlichen Umweltveränderungen einhergeht und im extremsten Fall die Unbewohnbarkeit der Biosphäre zur Folge hat. Angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung und dem hohen Anteil an Menschen in Armut, die auch Anspruch auf eine (nachhaltige) ökonomische und soziale Entwicklung haben, sei eine nachhaltige Nutzung der gemeinsam geteilten Biosphäre unverzichtbar. Nur dann könnten die notwendigen Lebensgrundlagen der Menschheit auf Dauer sichergestellt werden.

Im Sammelband werden aktuelle Entwicklungen der globalen Umwelt- und Nachhaltigkeitspolitik zusammengefasst und das Konzept der planetaren Grenzen und die 2015 verabschiedeten Sustainable Development Goals als wesentliche Leitplanken einer nachhaltigen Entwicklung im globalen Maßstab beschrieben.

Im Mittelpunkt steht die Bedeutung einer sozio-ökologischen Resilienz (im Sinne einer sozio-ökologischen Stabilität) von Gesellschaften und Ökosystemen für die Bewahrung der Integrität der „Biosphäre Erde“. Auch wird auf den Zusammenhang von nachhaltiger Entwicklung, gesellschaftlicher Transformation und sozio-ökologischer Resilienz für Bildungsansätze eingegangen. Dabei wird auch die Bedeutung des methodischen Ansatzes „Lernen durch (Umwelt-)Engagement“ begründet.

Mit der Publikation soll ein Diskurs über die große Bedeutung planetarer Grenzen und der Sustainable Development Goals für den Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung angeregt werden. Folgende Fragen stehen dabei im Mittelpunkt:

  • Vor welchen Herausforderungen steht die Bildung in diesem Kontext, welchen Beitrag kann sie zu einer Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft und Lebensweise leisten?
  • Welcher Kompetenzen, Lösungen und Ideen bedarf es, um insbesondere junge Menschen dazu zu befähigen, eine nachhaltige Zukunft in einer gemeinsam geteilten Biosphäre zu gestalten?

Behandelt werden Grundsatzfragen zum Thema sowie Grundbedingungen des Lernens. Zudem findet eine Auseinandersetzung mit der Frage statt, inwiefern persönliches Engagement nicht nur lernförderlich ist, sondern im Zusammenspiel mit geeigneten Bildungsformaten auch ein Transformationspotenzial entfaltet.

Der Sammelband enthält wissenschaftstheoretische Beiträge und Praxisbeispiele, vorwiegend Fallbeispiele aus der Bildungsarbeit mit Schülerinnen und Schülern. Dabei werden unterschiedliche inhaltliche und methodische Zugänge zu Nachhaltigkeitsthemen vorgestellt. Herausgegeben wurde der Band von Dr. Alexander Bittner und Dr. Thomas Pyhel (Deutsche Bundesstiftung Umwelt) sowie Vera Bischoff (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg).

Wichtige Ergebnisse

Konzeptionelle Grundlegung

Die Autorinnen und Autoren des Bandes arbeiten mit dem Konzept der sozio-ökologischen Resilienz, das als sozio-ökologisches Stabilitätskonzept verstanden wird (nicht im Sinne einer individuellen psychischen Widerstandsfähigkeit) und die ökologische Dimension in ihren Wechselwirkungen zu anderen Bereichen (wie Ökonomie, Ökologie, Soziales und Kultur) betrachtet. Grundannahme ist, dass die notwendige Basis für eine nachhaltige Entwicklung der Menschheit eine intakte Biosphäre mit funktionierenden Ökosystemleistungen ist. Die Überschreitung planetarer Grenzen bzw. sogenannter Tipping Points (etwa der Klimawandel) kann demnach zu irreversiblen Auswirkungen in verschiedensten Bereichen führen: So führe zum Beispiel die Überschreitung von Schwellenwerten im Bereich der weltweiten Klimaerwärmung zu Auswirkungen bei Nahrungssicherheit, Infrastruktur, Gesundheit, traditionellen Lebensformen und kulturellen Praktiken. Entsprechend wird Resilienz in diesem Zusammenhang als Kapazität von sozio-ökologischen Systemen definiert, essenzielle Ökosystemleistungen auch dann aufrechterhalten zu können, wenn sich unerwartete Störungen und fortschreitender Wandel oder Entwicklungsprozesse vollziehen. Es sei notwendig, so die Herausgeber, dass der Resilienzbegriff in die Debatte um eine Bildung für nachhaltige Entwicklung Eingang findet.

Der Kerngedanke ist, dass außerhalb des Raums, der von den planetaren Grenzen limitiert wird, keine nachhaltige Entwicklung sichergestellt werden kann. Aus der Kombination von planetaren Grenzen und den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen (zum Beispiel Gesundheit, Beschäftigung, Energie, Bildung, Nahrungsmittelsicherheit, Wasser) ergibt sich der Raum für menschliches Wohlergehen (Raum der Resilienz).

Sowohl auf gesellschaftlicher wie auf individueller Ebene müssen die notwendigen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, sich in diesem Raum der Resilienz zu bewegen. Die Herausgeber vertreten die Auffassung, dass Bildung und Partizipation entscheidend dafür sind, dass Transformationsprozesse so gestaltet werden können, dass die Menschheit im Resilienzrahmen der Biosphäre verbleiben kann. Als Beispiele für relevante Transformationsprozesse zum Erhalt der Resilienzfähigkeit werden genannt: Dekarbonisierung der Wirtschaft (Energiewende), nachhaltige Produktion von Lebensmitteln (Ernährungswende), Ressourceneffizienz im Bereich von Produktion und Konsum (Konsumwende). Gesellschaften und Individuen müssten dazu befähigt werden, sich resilient in der Biosphäre zu bewegen. Doch welcher Fähigkeiten und Kompetenzen bedarf es, um die Zukunft nachhaltig zu gestalten?

Wichtig sei Gestaltungskompetenz: die Fähigkeit, Wissen über nachhaltige Entwicklung anzuwenden und Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung zu erkennen. Dazu gehört, vorausschauend Entwicklungen zu analysieren, interdisziplinär Erkenntnisse zu gewinnen und entsprechend zu handeln.

Die Bedeutung der planetaren Grenzen findet Ausdruck in verschiedenen Grundsatzpapieren, unter anderem in Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU), der zwischen zwei Formen von Bildung unterscheidet:

  • Transformative Bildung generiert „ein Verständnis für Handlungsoptionen und Lösungsansätze. Entsprechende Bildungsinhalte betreffen zum Beispiel Innovationen, von denen eine transformative Wirkung zu erwarten ist.“ (WGBU 2011)
  • Die Transformationsbildung stellt dagegen der Gesellschaft Erkenntnisse der Transformationsforschung zur Verfügung: „Als ‚Bildung zur Teilhabe‘ reflektiert sie kritisch die notwendigen Grundlagen – wie ein fundiertes Verständnis des Handlungsdrucks und globales Verantwortungsbewusstsein – und generiert ein systemisches Verständnis der Handlungsoptionen.“ (WBGU 2011). Sie ist somit eine Voraussetzung für transformative Bildung.

In beiden Bildungsformaten können die gesellschaftlichen Akteure zu Teilhabenden an Transformationsprozessen werden.

Eine wesentliche Erkenntnis lautet: Nur Bildungssituationen, die ein aktives Engagement und eine Beteiligung der Menschen ermöglichen, bilden das Fundament für die Erlangung notwendiger Fähigkeiten und Kompetenzen, um die Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft zu gestalten. Diese Fähigkeiten und Kompetenzen sind wiederum notwendige Grundlage, um den Resilienzrahmen einzuhalten.

In den Praxisbeispielen werden verschiedene Projekte mit Nachhaltigkeitsrelevanz an Schulen vorgestellt, unter anderem nachhaltige Schülerfirmen als Reallabore für Lernen durch Engagement und neue Medien, das Konzept Citizen Science – Perspektiven in der Umweltbildung, Schulimkerei und Schülerakademien.

Dabei wird deutlich: Bei allen vorgestellten Bildungsansätzen ist Engagement der Schlüssel einer Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Fachpublikation

Kostenpflichtig (Printpublikation)

Zugriff

Kostenpflichtig bestellen