Studie

Ökonomische Bildung in der Primarstufe

Thema

Ökonomische Bildung in der Grundschule

Herausgeberschaft

Joachim Herz Stiftung

Autoren/Autorinnen

Holger Arndt/Eberhard Jung

Erscheinungsort

Hamburg

Erscheinungsjahr

2013

Stiftungsengagement

Joachim Herz Stiftung

Literaturangabe

Holger Arndt/Eberhard Jung: Ökonomische Bildung in der Primarstufe. Expertise zu fachdidaktischen Konzepten, nationalen Bildungsstandards und curricularen Ländervorgaben. Hrsg. v. Joachim Herz Stiftung. Hamburg 2013.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Ausgangspunkt ist, dass im Rahmen eines zeitgemäßen Bildungsverständnisses, das Individuen dazu befähigen sollte, ihr Leben selbstständig und selbstverantwortlich zu gestalten, die ökonomische Allgemeinbildung einen immer wichtigeren Stellenwert erhält.

Die vorliegende Expertise wurde von der Joachim Herz Stiftung gefördert und von den Wirtschaftsdidaktikern Prof. Dr. Holger Arndt (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) und Prof. Dr. Eberhard Jung (Pädagogische Hochschule Karlsruhe) verfasst. Zunächst wird eine Bestandsaufnahme über die Lage der ökonomischen Bildung in der Primarstufe aus pädagogischer, didaktischer und bildungsadministrativer Perspektive gegeben. Dann werden didaktische Konzeptionen der ökonomischen Bildung in Bezug auf ihre Verwendung in der Primarstufe dargestellt und gewichtet. Abschließend wird die Frage behandelt, ob der Bildungsbereich ökonomische Bildung im Rahmen der Primarstufe in den curricularen Vorgaben der Bundesländer angemessen berücksichtigt wird.

Der Begriff „ökonomisch“ wird im Zusammenhang der Publikation so verstanden, dass es um ein möglichst effizientes und effektives Denken, Handeln und Kommunizieren im Rahmen des Ökonomischen geht, das durch eigenständige Denkschemata, Kategorien, Kompetenzen und Standards gekennzeichnet ist und fester Bestandteil der sachunterrichtlichen Teildisziplinen in der Primarstufe sein sollte.

Wichtige Ergebnisse

Ökonomische Bildung als Bestandteil der Grundschulbildung

Die Autoren weisen darauf hin, dass wichtige ökonomische Gegenstandsbereiche sehr eng mit der Lebenswelt von Grundschulkindern verbunden sind. Sie müssen zum Beispiel ihr Taschengeld bewirtschaften und sie nehmen Einfluss auf die Kaufentscheidungen ihrer Familien. Als Marktteilnehmende, Konsumierende und Sparende nehmen sie ökonomische Rollen ein, die ökonomische Handlungskompetenz erfordern (Wissen, Verstehen, Handeln, Reflektieren). Aufgrund der Begrenztheit der verfügbaren Mittel (Zeit, Geld) sei es zudem notwendig, Prioritäten zu setzen und rationale Entscheidungen zu treffen.

Ökonomische Bildung schärft nach Ansicht der Autoren den Blick für ökonomische Ungleichheit und ihre Ursachen, fördert ein kritisches Hinterfragen von traditionellen wirtschaftlichen Fortschritts- und Wachstumsmodellen und rückt die ethische Dimension wirtschaftlichen Handelns in den Fokus. Es bedürfe frühzeitig systematischer Lernvorgänge im Bereich ökonomischer Bildung, damit Kinder ihre ökonomisch geprägte Umwelt verstehen und Herausforderungen in ökonomisch geprägten Lebenssituationen erfolgreich bewältigen können. Angesichts der lebensweltlichen Bedeutung ökonomischer Gegenstandsbereiche für Kinder und den Zielsetzungen des Schulfachs Sachunterricht sei der Einbezug ökonomischer Inhalte in die Primarstufe unverzichtbar.

Die Autoren regen an, die Sachunterrichtsstruktur einer Grundschule als Element von Schulentwicklung kollektiv zu entwickeln. Dafür würde sprechen, dass jede Lehrkraft aufgrund ihrer fachlichen Spezialisierung auf Kooperationen angewiesen ist. Welche Konzeption ökonomischer Bildung den Bezugspunkt für den koordinierten Sachunterricht an einer Grundschule sein sollte, wäre von der jeweiligen Fachkonferenz zu beschließen. Das Schulcurriculum sollte unter Federführung der fachlich qualifizierten Lehrkräfte entworfen, materiell belegt (etwa durch ausgewählte Unterrichtseinheiten, beste Praktiken) und durch schulinterne Fortbildungsaktivitäten gesichert werden. Dabei wäre besonders auf Inhalte von Perspektiven zu achten, die nicht durch fachlich qualifizierte Lehrkräfte vertreten werden, vor allem sozialwissenschaftliche, naturwissenschaftliche, geografische, historische und technische Inhalte.

Beim Abgleich der Inhalte und Strukturen der didaktischen Konzeptionen mit den curricularen Vorgaben der Bundesländer wird der unterschiedliche Stellenwert ökonomischer Bildung in den einzelnen Ländern deutlich, aber auch die verschiedenen Inhaltsbereiche, die in den föderalen Lehrplänen berücksichtigt werden.

Ausblick

In der Expertise wird ein Überblick über die unterschiedlichen Konzeptionen ökonomischer Bildung in der Primarstufe und die heterogene und unübersichtliche Situation der Bundesländer in diesem Bereich gegeben. Auf dieser Basis könnten nach Ansicht der Autoren Folgestudien durchgeführt werden, die genauere Rückschlüsse auf die Unterrichtswirklichkeit ermöglichen, zum Beispiel durch die Analyse von Lehrbüchern und konkreter Unterrichtssituationen. Das entwickelte Analysesystem könnte bei der Entwicklung diagnostischer Instrumente und Lernumgebungen hilfreich sein. Deutlich werde, dass es manchen Bundesländern bereits gut gelingt, ökonomische Bildung curricular angemessen zu verorten. Daraus könnten sich Impulse für die Entwicklung nationaler Bildungsstandards und für alle Bundesländer ergeben.