Für mehr Vielfalt in der frühkindlichen Bildung

Thema

Aus- und Fortbildung von Erzieherinnen und Erziehern

Herausgeberschaft

Gemeinnützige Hertie-Stiftung

Autoren/Autorinnen

Vanessa Schlevogt

Erscheinungsort

Frankfurt am Main

Erscheinungsjahr

2016

Stiftungsengagement

Gemeinnützige Hertie-Stiftung

Literaturangabe

Gemeinnützige Hertie-Stiftung (Hrsg.): Für mehr Vielfalt in der frühkindlichen Bildung: Anregungen für die Aus- und Fortbildung angehender Erzieherinnen und Erzieher. Praxiserfahrungen. Frankfurt am Main 2016.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Hintergrund ist, dass die Vielfalt in Krippen und Kitas zunimmt. Die unterschiedlichen sozialen, kulturellen und persönlichen Hintergründe sollten im Kita-Alltag Wertschätzung erfahren und in die Arbeit einbezogen werden. Erzieherinnen und Erzieher sehen sich dadurch mit steigenden Anforderungen konfrontiert, gleichzeitig besteht in diesem Bereich ein großer Mangel an Fachkräften.

Das Horizonte-Stipendienprogramm der Hertie-Stiftung greift diese Thematik auf, indem angehende Erzieherinnen und Erzieher auf verschiedene Weise gefördert und unterstützt werden. Das Programm ist ein Projekt der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung in Kooperation mit dem Hessischen Kultusministerium und dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration, dem rheinland-pfälzischen Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen und dem rheinland-pfälzischen Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur sowie den Beruflichen Schulen Berta Jourdan in Frankfurt.

In der Publikation wird das Programm genauer dargestellt, ergänzt durch Expertentexte.

Wichtige Ergebnisse

Als Ziele des dreijährigen Stipendienprogramms Horizonte für angehende Erzieherinnen und Erzieher werden benannt:

  • Entfaltung des Potenzials der Stipendiatinnen und Stipendiaten mit ihren vielfältigen Lebensläufen und Perspektiven,
  • Vorbereitung auf die komplexen Anforderungen des Erzieherberufs,
  • Unterstützung für jedes Kind in seiner Entwicklung, unabhängig von seiner Herkunft,
  • Ausbildung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die für einen konstruktiven Umgang mit den aktuellen pädagogischen Herausforderungen gerüstet sind und andere Erzieherinnen und Erzieher unterstützen.

Die Förderung umfasst Seminare, Lernwerkstätten, Treffen aller Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie Zusatzangebote (zum Beispiel Projektcoaching, Vernetzungstreffen) sowie eine finanzielle Unterstützung (PC-Pauschale, halbjährliches Bildungsstipendium).

Die Themenschwerpunkte des Programms sind:

  • Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung
  • Zusammenarbeit mit Eltern
  • Entwicklungspsychologie und Bindungsforschung
  • Belastung und Entlastung im Erzieherberuf
  • Partizipation in der Kita
  • Die Kita und ihr soziales Umfeld

Der Aspekt „Vielfalt als Chance verstehen“ zieht sich als roter Faden durch alle Seminareinheiten.

Um die Umsetzung des theoretischen Wissens in den Kita-Alltag zu unterstützen, wurden Transfer-Bausteine entwickelt, die zusammenwirken sollen:

  • Die Stipendiatinnen und Stipendiaten führen ein Lerntagebuch.
  • Nach jeder Bildungsveranstaltung muss ein Feedbackbogen schriftlich beantwortet werden, eine Abschlussrunde schließt sich an.
  • In Halbjahresberichten reflektieren die Stipendiatinnen und Stipendiaten das Gelernte und machen Angaben zum Praxis-Transfer.
  • Der kontinuierliche Austausch zwischen den Stipendiatinnen und Stipendiaten und dem Projektteam unterstützt den Theorie-Praxis-Transfer.
  • Im gegenseitigen Austausch unter den Stipendiatinnen und Stipendiaten können Ideen generiert und Projektansätze verfeinert werden

Eine wissenschaftliche Zwischenevaluation 2012 erbrachte eine hohe Zufriedenheit der Stipendiatinnen und Stipendiaten mit der Förderung, doch wurde der Zielgruppenzuschnitt des Programms kritisch hinterfragt, der zunächst auf angehende Erzieherinnen und Erzieher mit Migrationshintergrund ausgerichtet war. Die Programmteilnehmenden plädierten mehrheitlich für eine Öffnung des Programms für weitere Personenkreise; der Migrationshintergrund sollte nur noch eine mögliche Voraussetzung für die Aufnahme ins Programm sein. Der Programmzuschnitt und das Bildungsprogramm wurden daraufhin modifiziert.

Gefördert werden nun angehende Erzieherinnen und Erzieher aus Hessen und Rheinland-Pfalz, die aufgrund ihrer Biografie (zum Beispiel Migrationshintergrund, „Umwege“ zur Erzieherausbildung, Quereinstieg, längere Auslandserfahrung, vielfältige pädagogische Erfahrungen) Vielfalt als Chance und Bereicherung sehen.