Projektbericht

Praxisort Kita. Ein Fortbildungsprogramm für das gesamte Team

Thema

Fortbildung der Fachkräfte in Kitas

Herausgeberschaft

Gemeinnützige Hertie Stiftung

Erscheinungsort

Frankfurt am Main

Erscheinungsjahr

2016

Stiftungsengagement

Gemeinnützige Hertie Stiftung, Herbert-Quandt-Stiftung, Türkisch-Deutsche Gesundheitsstiftung, Gölkel Stiftung

Literaturangabe

Gemeinnützige Hertie Stiftung (Hrsg.): Praxisort Kita. Ein Fortbildungsprogramm für das gesamte Team. Frankfurt am Main 2016.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Hintergrund ist die wachsende Bedeutung von Kindertageseinrichtungen als Lernort: Die entscheidenden Weichen für Bildungsbiografien werden bereits in der Kitazeit gestellt. Kita-Fachkräfte müssen darauf vorbereitet sein, dass bei der organisatorischen und pädagogischen Arbeit in Kitas eine zunehmende Vielfalt an Lebensformen, Sprachen und Kulturen berücksichtigt werden muss, was in sozial schwachen Gebieten zu einer großen Herausforderung werden kann.

Hier liegt der Ansatzpunkt der wissenschaftlich begleiteten Qualifizierungsoffensive „frühstart“ der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung mit ihrem Fortbildungsprogramm für das gesamte Team in einer Kita („Kita“ umfasst Krippe, Kindergärten und Häuser für Kinder ab 0 Jahre bis zum Schuleintritt). Im Rahmen des Programms werden seit über zehn Jahren für Teams und Leitungen von Kitas in Gebieten mit besonderen Herausforderungen die passenden Inhalte zu den Themen Vielfalt, Eltern und Sprache entwickelt. Dabei wird besonders auf die jeweilige Team- und Organisationsstruktur und den Sozialraum der Einrichtung geachtet.

frühstart wurde 2004 von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, der Herbert-Quandt-Stiftung und der Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung entwickelt und gemeinsam mit dem Hessischen Sozialministerium als Modellprojekt in zwölf Kitas in Hessen eingeführt. 2008 haben das Hessische Sozialministerium, die Hertie-Stiftung und die Türkisch-Deutsche Gesundheitsstiftung zusammen mit der Gölkel Stiftung frühstart auf 36 Kitas in zehn Städten erfolgreich ausgeweitet. Inzwischen sind auch andere Länder am Programm beteiligt (Rheinland-Pfalz, Bayern).

Den Programmverantwortlichen war begleitende professionelle Beratung wichtig, um auf aktuelle Entwicklungen im frühkindlichen Bereich reagieren zu können und Rückmeldungen zur Programmarbeit und Tipps für die Umsetzung zu bekommen. Deshalb wurde ein Expertenkreis gegründet, der sich aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Praktikerinnen und Praktikern des frühkindlichen Bildungsbereiches zusammensetzt. Seit dem Start 2004 wurde das Programm kontinuierlich weiterentwickelt.

In der Publikation wird das Programm in den einzelnen Modulen vorgestellt und durch Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Begleitung des Fortbildungsprogramms ergänzt.

Wichtige Ergebnisse

Module des Modells frühstart:

  • Jede Kita arbeitet über die gesamte Programmlaufzeit mit möglichst einem frühstart-Trainer oder einer frühstart-Trainerin zusammen, der/die mit dem Team die Fortbildungen und Praxisberatungen durchführt.
  • Es gibt insgesamt bis zu acht individuell zugeschnittene Teamfortbildungen in den Themenfeldern „Vielfalt gestalten“, „Eltern beteiligen“ und „Sprache fördern“ sowie zur „Organisationsentwicklung“ der Kita.
  • Es können bis zu 16 Praxisberatungen im Kita-Alltag stattfinden, in deren Rahmen der Trainer oder die Trainerin einzelne Teammitglieder bei der täglichen Arbeit besucht und unterstützende Rückmeldung gibt.
  • Es werden vertiefende Fortbildungen für die frühstart-Themenpaten und -patinnen angeboten – das sind einzelne Fachkräfte des Kita-Teams, welche die Patenschaft für jeweils ein frühstart-Thema übernehmen. Das in diesen Fortbildungen erworbene Wissen bringen sie im Team und im Alltag ein.
  • Kita-Leitungen erhalten übergeordnete Fortbildungen.
  • Das Informationsprogramm für die Eltern, die frühstart-Bildungsbausteine, findet in den Räumen der jeweiligen Kita statt. In 14 etwa zweistündigen Treffen erklärt ein Referent oder eine Referentin das kindliche Lernen.
  • Ehrenamtliche Brückenbauerinnen und -brückenbauer unterstützen die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Erzieherinnen und Erziehern in den einzelnen Einrichtungen.
  • Eine städtische Koordinierungsstelle, beispielsweise Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes oder Fachberaterinnen und Fachberater mit Stundenkontingent, koordinieren die frühstart-Aktivitäten in der Stadt.

Ziele des Programms

Die Qualifizierungsoffensive frühstart soll

  • Kitas in belasteten Sozialräumen eine auf sie zugeschnittene Unterstützung bieten,
  • Fachkräfte in ihrer Weiterentwicklung fördern,
  • Kinder und Eltern stärken,
  • die Zusammenarbeit innerhalb der Kita und mit den Eltern verbessern,
  • die Vernetzung im Sozialraum und die Koordination mit städtischen Behörden und dem Träger professionalisieren,
  • Wirkung in Kitas zeigen, insbesondere in Gebieten, in denen verschiedene Sprachen, Kulturen und Lebensformen aufeinandertreffen.

Potenziale des Programms

Auch die Möglichkeiten des Programms werden benannt. Die Qualifizierungsoffensive frühstart

  • sei ein professionell entwickeltes, evaluiertes und praxiserprobtes Programm,
  • profitiere von der wissenschaftlichen Beratung des frühstart-Expertenkreises auf der Basis neuester Erkenntnisse,
  • kombiniere Teamfortbildungen und Praxisberatungen, wodurch entscheidend dazu beigetragen werde, das Erlernte zu vertiefen und dauerhaft anzuwenden,
  • sei ein flexibles Programm, das individuell an die Situation angepasst werden kann; so könnten zum Beispiel auch nur Teile durchgeführt und wiederholt werden,
  • verursache überschaubare Kosten.

Ein wichtiges Ergebnis der Evaluation war, dass das Programm zu einer nachhaltigen Verbesserung der sozialen Integration der geförderten Kinder und Eltern beitragen konnte und alle Akteure von dem Programm profitieren können.

Folgende Vorteile werden für die verschiedenen Akteursgruppen aufgeführt:

Kinder

  • entfalten ihr Potenzial und entwickeln ein positives Selbstbild.
  • profitieren von professioneller Förderung durch motivierte Fachkräfte.

Eltern

  • partizipieren bei der Erziehungs- und Bildungsförderung ihres Kindes im Kitaalltag.
  • können ihr Kind zu Hause beim Lernen gezielter unterstützen.

Pädagogische Fachkräfte

  • entwickeln ihre Arbeit mit Hilfe kompetenter Begleitung weiter.
  • kennen ihre Stärken und meistern Herausforderungen im Team.

Träger

  • erhalten ein umfassendes Fortbildungs- und Beratungsangebot für ihre Einrichtungen.
  • erhöhen die Attraktivität ihrer Kitas sowohl für Familien als auch für Mitarbeitende.

Städte

  • bekommen Impulse zur qualitativen Weiterentwicklung der Kitas in der Stadt.
  • erwerben einen Standortvorteil durch attraktive Kitas.