Studie

Städte/Geld/Kulturelle Bildung

Thema

Finanzierung und Organisation Kultureller Bildung durch die Städte

Herausgeberschaft

Rat für Kulturelle Bildung

Autoren/Autorinnen

Kommentar: Jürgen Schupp

Erscheinungsort

Essen

Erscheinungsjahr

2016

Stiftungsengagement

Der Rat für Kulturelle Bildung ist eine Initiative der ALTANA Kulturstiftung, Bertelsmann Stiftung, Deutsche Bank Stiftung, Karl Schlecht Stiftung, PwC-Stiftung, Robert Bosch Stiftung und der Stiftung Mercator. Der Verein "Rat für kulturelle Bildung e.V." wird von diesen Stiftungen als Stiftungsverbund getragen.

Literaturangabe

Rat für Kulturelle Bildung (Hrsg.): Städte/Geld/Kulturelle Bildung. Horizont 2016. Eine Befragung der unmittelbaren Mitgliedsstädte des Deutschen Städtetages zur Finanzierung und Organisation Kultureller Bildung. Essen 2016.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Ausgangspunkt ist, dass Organisation, Finanzierung und Steuerung von Angeboten und Einrichtungen der Kulturellen Bildung in Deutschland sehr heterogen sind. Die Zuständigkeiten der öffentlichen Finanzierung sind zum einen über die föderalen Ebenen, zum anderen über verschiedene Ressorts verteilt. Darüber hinaus sind weitere Akteure in die Finanzierung eingebunden, unter anderem Kultur- und Sozialverbände, Stiftungen, öffentliche und private Unternehmen. In der außerschulischen Kulturellen Bildung wird in der Regel ein Teil der Angebotskosten durch Teilnahmegebühren finanziert. Angesichts der Vielfalt an Finanzierungsquellen und der verbreiteten Mischfinanzierungen stellt sich die Frage, inwiefern eine zielgerichtete Steuerung und Planung der Kulturellen Bildung in der Praxis umgesetzt werden kann.

In der Studie wurden 200 Mitgliedsstädte des Deutschen Städtetages befragt mit dem Ziel, aussagekräftige und belastbare Erkenntnisse über wesentliche Finanzierungsarten und Steuerungspraktiken im Bereich der Kulturellen Bildung zu gewinnen. Insgesamt nahmen 104 der 200 angefragten Mitgliedsstädte des Deutschen Städtetages teil, in denen rund 22 Millionen Bürgerinnen und Bürger leben.

Die Kommunen standen in der Studie als wesentliche Organisatoren und Finanziers Kultureller Bildung im Fokus. Die Befragung wurde als standardisierte Online-Befragung zwischen Ende Juni und Mitte August 2016 durchgeführt und richtete sich an die in den Stadtverwaltungen für das Angebot an Kultureller Bildung maßgeblich zuständigen und verantwortlichen Stellen und Personen. Darüber hinaus wurden weitere statistische Kontextdaten herangezogen (Statistik des Deutschen Städtetages, Daten des Statistischen Bundesamts). Die Studie wurde von der PROGNOS AG im Auftrag des Rates für Kulturelle Bildung in Kooperation mit dem Deutschen Städtetag durchgeführt.

In der Publikation findet sich auch ein Kommentar von Prof. Dr. Jürgen Schupp, Mitglied des Rates für Kulturelle Bildung, Direktor der Infrastruktureinrichtung Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und Professor für Soziologie am Institut für Soziologie der Freien Universität Berlin.

Wichtige Ergebnisse

Die zentralen Ergebnisse der Befragung lauten:

  • Kulturelle Bildung hat für die deutliche Mehrheit der Städte hohe Bedeutung.
  • Der Großteil der Kommunen bemängelt zu geringe Budgets im Bereich der Kulturellen Bildung.
  • Eine politische Schwerpunktsetzung für Kulturelle Bildung fördert den finanziellen Rahmen für Kulturelle Bildung und stärkt die Zusammenarbeit mit externen Finanzierungspartnern. Darüber hinaus zeigt sich dadurch ein verstärktes Engagement in der Jugend- und Stadtteilsozialarbeit sowie im Ganztag.
  • Beim Stand der kommunalen Bildungslandschaften zeigt sich, dass knapp zehn Jahre nach der Aachener Erklärung vor allem bei Organisation und Koordinierung noch deutlicher Entwicklungsbedarf besteht. Auch zeigen sich Zusammenhänge zwischen der Schwerpunktsetzung und dem organisatorischen Rahmen für Kulturelle Bildung.
  • Die Größe der Einwohnerzahl zeigt Zusammenhänge mit der Bedeutung, Finanzierung und Organisation Kultureller Bildung. Weitere untersuchte Standortfaktoren beeinflussen die Bedingungen Kultureller Bildung nicht in erkennbarer Weise.
  • Kommunale Finanzdaten zur Kulturellen Bildung brauchen mehr Sichtbarkeit.

Anhand der Befunde wurden Empfehlungen abgeleitet, wie Kulturelle Bildung auf kommunaler Ebene weiter etabliert und dauerhaft verankert werden kann:

  • Eine politische Schwerpunktsetzung für Kulturelle Bildung zahlt sich aus: Die Kommunen sollten hier nicht in ihren Bemühungen nachlassen.
  • Die Finanzdaten für Kulturelle Bildung in Kommunen müssen transparenter werden.
  • Sinnvoll wäre ein interkommunaler Vergleich bei der Kulturellen Bildung.
  • Viele Städte müssen die Aachener Erklärung noch stärker umsetzen und mehr und bessere Kooperationen (inklusive Moderation) etablieren.
  • Im Bereich kommunale Bildungslandschaften müssen bürokratische Hürden zwischen Bund, Ländern und Kommunen abgebaut werden. Der Ganztag sollte ausgebaut, die Qualitätssicherung verstärkt und Freie Träger nicht überfordert werden.
  • Kulturelle Bildung erweist sich als ein konjunkturunabhängiger Baustein jeder Stadtgesellschaft.
  • Bei Ganztagsschulen ist eine systematische Qualitätssicherung für außerunterrichtliche Angebote zu entwickeln und zu etablieren.
  • Die Forschung zur Finanzierung Kultureller Bildung sollte ausgeweitet werden.