Studie

Zivilgesellschaftliches Engagement für Bildung

Thema

Bildungsengagement von Organisationen des dritten Sektors

Herausgeberschaft

SV Wissenschaftsstatistik gGmbH im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft

Autoren/Autorinnen

Jana Priemer

Erscheinungsort

Essen

Erscheinungsjahr

2015

Stiftungsengagement

Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Bertelsmann Stiftung

Literaturangabe

Jana Priemer: Zivilgesellschaftliches Engagement für Bildung. ZiviZ-Survey. Hrsg. v. SV Wissenschaftsstatistik gGmbH im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Essen 2015.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Grundgedanke ist, dass Bildung mehr als Schule ist: Bildungsprozesse finden zeitlich und räumlich auch außerhalb von Schule, ein Leben lang und an vielen verschiedenen Orten statt. Zudem bringen sich oft weitere – meist zivilgesellschaftliche – Akteure in das Bildungssystem ein, ob als außerschulische Partner oder mit eigenen Angeboten, zum Beispiel Sportvereine, Bürgerinitiativen, Musikschulen, Theatergruppen und Bibliotheken.

Die vorliegende Studie stellt die Ergebnisse des ZiviZ-Surveys mit dem Fokus auf Bildung und Erziehung vor. Dabei handelt es sich um eine repräsentative Befragung: Untersucht wurde das Bildungsengagement von sogenannten Drittsektor-Organisationen (Vereine, Stiftungen des bürgerlichen Rechts, gemeinnützige GmbHs und Genossenschaften). Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung handelte es sich um die umfassendste Datenbasis zur organisierten Zivilgesellschaft in diesem Themenbereich (3.767 Datensätze).

Wichtige Ergebnisse

Bildung ist ein zentrales Handlungsfeld zivilgesellschaftlichen Engagements der Drittsektor-Organisationen. Jede vierte dieser Organisationen verfolgt einen Bildungsauftrag im engeren oder weiteren Sinne. 14 Prozent haben in Bildung ihren Haupttätigkeitsschwerpunkt. Damit ist Bildung das drittgrößte Betätigungsfeld nach Sport und Kultur.

In kaum einem anderen Bereich wurden in den letzten Jahren so viele Organisationen neu gegründet wie im Bereich Bildung. Auch der Zulauf von Mitgliedern und freiwillig Engagierten ist höher als in den meisten anderen Bereichen des Dritten Sektors.

Die typische Rechtsform ist der Verein (75 Prozent eingetragene Vereine, jeweils 12 Prozent Stiftungen und gGmbHs).

Die Bandbreite der Organisationen ist groß, das Feld dominieren Fördervereine, Träger von Bildungseinrichtungen, Anbieter außerschulischer Betreuungsangebote und freie Träger der Kinder- und Jugendhilfe.

Organisatorisch zeigt sich eine Zweiteilung des Feldes Bildung: Auf der einen Seite stehen staatlich finanzierte Dienstleister wie Bildungsanbieter und Träger der freien Jugendhilfe mit vergleichsweise hohen personellen und finanziellen Ressourcen, auf der anderen Seite viele kleinere, im Wesentlichen von freiwilligem Engagement getragene Organisationen.

Die typische Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche, aber auch Familien. Fünf Prozent der Bildungsangebote richten sich an Seniorinnen und Senioren über 65 Jahre, 15 Prozent an Menschen mit Migrationshintergrund, 18 Prozent an sozial schwächer gestellte Menschen.

Organisationen des Bereichs Bildung haben im Durchschnitt mehr finanzielle Ressourcen als Organisationen in anderen Engagementfeldern, unter anderem aufgrund des vergleichsweise hohen Anteils öffentlicher Mittel bei den Bildungs- und Betreuungseinrichtungen sowie den freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe. Doch auch im Bereich Bildung haben die meisten Organisationen nur wenig Geld: Etwa die Hälfte hat jährliche Einnahmen von höchstens 10.000 Euro, nur sieben Prozent mehr als eine Million Euro.

Bezüglich der Herkunft der finanziellen Mittel unterscheiden sich die Organisationen: Bei kleinen Organisationen machen Mitgliedsbeiträge, Spenden und Sponsorengelder den größten Anteil der Einnahmen aus, bei großen Organisationen sind es öffentliche und selbsterwirtschaftete Mittel.

Der Anteil öffentlicher Mittel am Gesamtfinanzierungsmix ist im Bereich Bildung höher als in anderen Bereichen. Durchschnittlich werden im Bildungsbereich 20 Prozent der Einnahmen durch öffentliche Mittel generiert und somit doppelt so viel wie im gesamten Dritten Sektor. Der Großteil der Organisationen (63 Prozent) finanziert sich gänzlich ohne öffentliche Mittel.

Die meisten der Organisationen sind hinsichtlich ihrer personellen Ressourcen eher klein bis mittelgroß: 77 Prozent haben weniger als 100 Mitglieder. Ungefähr jede zweite Organisation hat höchstens zehn freiwillig Engagierte. In nur drei Prozent der Organisationen engagieren sich mehr als 100 Menschen freiwillig.

Organisationen des Bereichs Bildung haben oftmals Schwierigkeiten bei der Rekrutierung freiwillig Engagierter. 29 Prozent können nicht genügend Menschen zu einem aktiven Engagement bewegen, 40 Prozent finden nicht genug Freiwillige für ehrenamtliche Leitungspositionen.

Der Bereich Bildung ist ein wichtiger Beschäftigungsmarkt. Zwar ist die Mehrheit der Organisationen rein ehrenamtlich getragen, doch mit 41 Prozent sind es vergleichsweise viele, die mit hauptamtlich Beschäftigten arbeiten.

Fördervereine sind die größte Gruppe unter den Organisationen des Bereichs Bildung. Die Beschaffung von Mitteln für öffentliche Einrichtungen ist ein zentrales Anliegen dieser Organisationen. Es sind in der Regel kleine Vereine mit nur wenig Mitgliedern, wenig freiwillig Engagierten und geringen finanziellen Ressourcen (71 Prozent haben jährliche Einnahmen von maximal 10.000 Euro).