Studie

Ländermonitor berufliche Bildung 2015

Thema

Berufliche Bildung im Vergleich der Bundesländer

Herausgeberschaft

Bertelsmann Stiftung

Autoren/Autorinnen

Martin Baethge/Markus Wieck/Susan Seeber/Beatrice Lenz/Christian Michaelis/Kai Maaz/Daniela Julia Jäger/Stefan Kühne/Sebastian Wurster
Autor der Zusammenfassung: Lars Thies

Erscheinungsort

Gütersloh

Erscheinungsjahr

2016

Stiftungsengagement

Bertelsmann Stiftung

Literaturangabe

Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Ländermonitor berufliche Bildung 2015. Chancengerechtigkeit und Leistungsfähigkeit im Vergleich der Bundesländer. Zusammenfassung der Ergebnisse von Lars Thies. Gütersloh 2016.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Wie leistungsfähig und chancengerecht ist die berufliche Bildung in Deutschland? Um diese Frage zu beantworten, vergleicht der „Ländermonitor berufliche Bildung 2015“ die Ausbildungssysteme der 16 Bundesländer anhand von quantitativen Indikatoren. Untersucht wird, wie die Länder als zentrale berufsbildungspolitische Akteure ihre Rolle wahrnehmen und mit welchen Problemen Berufsausbildung auf Länderebene konfrontiert ist.

Betrachtet werden die drei großen Sektoren der Berufsausbildung unterhalb der Hochschulebene (duales System der Berufsausbildung, Schulberufssystem, beruflicher Übergangsbereich). Der Ländermonitor wurde wissenschaftlich begleitet und stützt sich auf amtliche Daten, Statistiken und repräsentative Surveys, die regelmäßig erhoben werden und die für alle Bundesländer verfügbar sind.

Verfasst wurde der Ländermonitor berufliche Bildung 2015 von Prof. Dr. Martin Baethge und Markus Wieck (Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen, SOFI), Prof. Dr. Susan Seeber, Beatrice Lenz und Christian Michaelis (Georg-August-Universität Göttingen) sowie Prof. Dr. Kai Maaz, Dr. Daniela Julia Jäger, Dr. Stefan Kühne und Sebastian Wurster (Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung, DIPF).

In der Langfassung des Ländermonitors berufliche Bildung wird in 16 Einzelberichten auf die landesspezifischen Besonderheiten und Rahmenbedingungen für berufliche Bildung eingegangen. Sie sind abrufbar unter: www.laendermonitor-berufsbildung.de.

Wichtige Ergebnisse

Als Fazit wurde herausgearbeitet:

Deutschland hat 16 verschiedene berufliche Ausbildungssysteme. Der Einfluss der Bundesländer auf die Gestaltung und Ergebnisse der beruflichen Bildung ist groß. Zum einen stellen die Länder sozioökonomische Räume mit einer spezifischen Wirtschafts-, Unternehmens- und Bevölkerungsstruktur dar, die entscheidende Rahmenbedingungen für die – zu großen Teilen betrieblich organisierte – berufliche Bildung setzen. Zum anderen ist die Landespolitik ein berufsbildungspolitischer Akteur, der sowohl indirekt (über das allgemeinbildende Schulsystem) als auch direkt (über das Schulberufs- und Übergangssystem) auf die beruflichen Entfaltungschancen junger Menschen einwirkt. Die Werte in Bezug auf die Indikatoren ökonomische Leistungsfähigkeit und soziale Chancengerechtigkeit variieren zwischen den Bundesländern erheblich.

Die Ausbildungssysteme der Bundesländer erweisen sich nach den Ergebnissen der Studie als nur begrenzt ökonomisch leistungsfähig im Hinblick auf die ausreichende Versorgung der Wirtschaft mit Fachkräften und auf die Bereitstellung eines auswahlfähigen Ausbildungsangebotes. In allen Bundesländern seien die Chancen der Jugendlichen auf eine Ausbildung gestiegen, was jedoch vor allem auf eine sinkende Nachfrage zurückzuführen sei, nicht auf eine gestiegene Ausbildungsaktivität der Wirtschaft. Insgesamt wird deutlich, dass die Chancen auf einen Berufsabschluss aus Sicht der Jugendlichen noch immer stark eingeschränkt sind: durch ein unzureichendes Ausbildungsangebot, instabile Verläufe oder durch weniger erfolgreiche Abschlüsse.

Bei den Leistungsindikatoren zeigen sich besonders ausgeprägte Unterschiede zwischen ostdeutschen und westdeutschen Flächenländern, insbesondere in Bezug auf die Beteiligung der Unternehmen an Ausbildung, beim Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt sowie bei der Stabilität der Ausbildungsverhältnisse. Darüber hinaus haben sich die Unterschiede zwischen den Bundesländern in den letzten Jahren vergrößert. Auch die Differenzen in den Vertragslösungsquoten sind im Zeitverlauf zwischen den Ländern mit den niedrigsten (Baden-Württemberg und Bayern) und den höchsten Quoten (Mecklenburg-Vorpommern und Berlin) gewachsen.

Festgestellt werden in der Studie wesentliche Beeinträchtigungen der Chancengerechtigkeit: Im Vergleich zu Jugendlichen mit mittlerem Schulabschluss haben Jugendliche mit maximal Hauptschulabschluss bundesweit deutlich geringere Chancen, eine duale oder vollzeitschulische Ausbildung aufzunehmen. Allerdings sind Hauptschülerinnen und Hauptschüler in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich stark benachteiligt. Für ausländische Jugendliche ist die Chance, Zugang zu einer vollqualifizierenden Ausbildung zu bekommen, deutlich geringer als für deutsche, selbst wenn sie den gleichen Schulabschluss besitzen. Die zunehmenden Ausbildungsunterschiede zwischen Männern und Frauen beruhen in erster Linie auf verschiedenen Präferenzen für Ausbildungen: Frauen nehmen häufiger eine vollzeitschulische Ausbildung auf, Männer häufiger eine duale. Männer münden zwar häufiger ins Übergangssystem ein als Frauen, erwerben dort jedoch seltener einen zusätzlichen Schulabschluss.