Studie mit Handlungsempfehlungen

Ländermonitor berufliche Bildung 2017

Thema

Berufliche Bildung im Vergleich der Bundesländer

Herausgeberschaft

Bertelsmann Stiftung

Autoren/Autorinnen

Martin Baethge/Maria Richter et al.

Erscheinungsort

Gütersloh

Erscheinungsjahr

2017

Stiftungsengagement

Bertelsmann Stiftung

Literaturangabe

Martin Baethge/Maria Richter: Ländermonitor berufliche Bildung 2017. Hrsg. v. Bertelsmann Stiftung. Gütersloh 2017.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Der Ländermonitor berufliche Bildung betrachtet die institutionell auf Länderebene verfasste Berufsausbildung. Er orientiert sich an der Unterteilung in drei große Sektoren der Berufsausbildung unterhalb der Hochschulebene, die im nationalen Bildungsbericht entwickelt worden ist: duales System der Berufsausbildung, Schulberufssystem, beruflicher Übergangsbereich.

Der Ländermonitor berufliche Bildung, der 2015 zum ersten Mal erschienen ist (siehe Steckbrief Ländermonitor berufliche Bildung 2015 im Wissensatlas Bildung der Stiftungen), will die Bedeutung der Länder für die Berufsausbildung stärker in das Bewusstsein von Öffentlichkeit und Politik rücken. Basis sind amtliche Daten, Statistiken und repräsentative Surveys, die regelmäßig für alle Bundesländer erhoben werden (Berufsbildungsstatistik, integrierte Ausbildungsberichterstattung, landesweite und regionalisierte Schul-, Beschäftigungs- und Arbeitsmarktstatistiken zur beruflichen Bildung). Ergänzt werden die quantitativen Indikatoren durch eine Auswertung von berufsbildungspolitischen Dokumenten der Landespolitik, um die Spielräume und Strategien der Länder im Umgang mit den Strukturunterschieden besser erklären zu können.

Der Ländermonitor berufliche Bildung 2017 ist im Rahmen eines Forschungsprojekts entstanden, das 2015 in Kooperation des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen und der Abteilung für Wirtschaftspädagogik und Personalentwicklung der Universität Göttingen durchgeführt und von der Bertelsmann Stiftung gefördert wurde. Autoren und Autorinnen sind Prof. Dr. Martin Baethge und Dr. Maria Richter (Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen, SOFI) sowie Prof. Dr. Susan Seeber, Dr. Meike Baas, Dr. Christian Michaelis und Robin Busse (Universität Göttingen, Abteilung für Wirtschaftspädagogik und Personalentwicklung). In der ausführlichen Fassung wird in 152 Einzelberichten auf die landesspezifischen Besonderheiten und Rahmenbedingungen für berufliche Bildung eingegangen. Die Länderberichte sind unter www.laendermonitor-berufsbildung.de abrufbar. Die Kurzfassung wurde von Lars Thies (Bertelsmann Stiftung) und André Zimmermann verfasst.

Wichtige Ergebnisse

1. Übergang von der Schule in die Ausbildung

Einmündung in die drei Teilbereiche der beruflichen Bildung

Jugendliche ohne Hochschulzugangsberechtigung können nach dem Abschluss der allgemeinbildenden Schule je nach Abschluss und Berufswunsch entweder eine Ausbildung im dualen System oder im Schulberufssystem beginnen. Diejenigen, die keine Ausbildungsmöglichkeit gefunden haben, nehmen in der Regel an einer der berufsvorbereitenden Maßnahmen des Übergangssektors teil, in denen sie zwar berufsrelevante Kompetenzen und bei Bedarf höhere Schulabschlüsse, aber keine Berufsabschlüsse erwerben können.

  • Es zeigt sich, dass das duale System nach wie vor in allen Bundesländern der quantitativ größte Ausbildungsbereich ist (2015: 60 Prozent der Neuzugänge in der beruflichen Ausbildung), in den vergangenen zwei Jahrzehnten aber sowohl in absoluten Zahlen als auch anteilig kontinuierlich an Bedeutung verloren hat.
  • Die Ausbildungen im Schulberufssystem haben anteilig an Bedeutung gewonnen (2015: 21,9 Prozent). Auffällig ist die Spitzenposition der ostdeutschen Länder (zwischen 28 und 32 Prozent) im Unterschied zu den westdeutschen Flächenländern (17 bis 25 Prozent).
  • Die Einmündung in den Übergangssektor liegt bundesweit bei 27,9 Prozent. Deutlich darunter liegt der Anteil in den ostdeutschen Ländern (18 Prozent) und in den Stadtstaaten (21 Prozent), deutlich höher in den westdeutschen Flächenländern (fast 30 Prozent).

Zugangschancen in eine vollqualifizierende Ausbildung

Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz unterscheiden sich sowohl zwischen den Bundesländern und den einzelnen Regionen als auch zwischen den sozialen Gruppen (in Brandenburg starteten 83,9 Prozent der Neuzugänge in eine vollqualifizierende Ausbildung, in Niedersachsen nur 66,2 Prozent). Der Wohnort ist demnach ein entscheidender Faktor für die Zugangschancen zum Ausbildungsmarkt. Aber auch der Schulabschluss, die Nationalität und das Geschlecht beeinflussen die Aussicht auf einen Ausbildungsvertrag erheblich.

Generell gilt: Je höher der Schulabschluss, desto größer sind die Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Von den Neuzugängen mit mittlerem Abschluss haben 2015 85 Prozent direkt mit einer vollqualifizierenden Ausbildung begonnen, entweder im dualen System oder im Schulberufssystem. Jugendliche mit maximal Hauptschulabschluss haben deutlich schlechtere Ausbildungschancen: Mehr als die Hälfte von ihnen startete zunächst in einer Maßnahme im Übergangsbereich, nur 38 Prozent erhielten eine betriebliche Ausbildungsstelle, weitere 10 Prozent haben eine vollzeitschulische Ausbildung begonnen.

Deutlich wird, dass Jugendliche zunehmend höhere Schulabschlüsse mitbringen müssen, um einen betrieblichen Ausbildungsplatz im dualen System zu finden. Der mittlere Abschluss ist hier zum Normalfall geworden. Im Schulberufssystem sind unterschiedliche Trends erkennbar: In etlichen Bundesländern sind für Hauptschülerinnen und Hauptschüler die Einstiegschancen gesunken, in einigen Bundesländern ist ihr Anteil allerdings gestiegen, vermutlich weil die vollzeitschulische Ausbildung Jugendliche auffängt, die im dualen System keinen Ausbildungsplatz gefunden haben.

Bundesweit sind ausländische Jugendliche bei der Suche nach einer vollqualifizierenden Ausbildung im Nachteil. Sie nehmen im Durchschnitt doppelt so oft an einer Maßnahme im Übergangssektor teil wie deutsche Jugendliche. Auch zwischen den Bundesländern unterscheidet sich das Chancengefälle erheblich.

In allen Bundesländern ist es Männern seltener als Frauen gelungen, eine vollqualifizierende Ausbildung aufzunehmen. Männer münden im Vergleich zu Frauen bundesweit auch häufiger in den Übergangssektor ein.

Die Studie zeigt auf, dass sich mit der Verstärkung der Chancenungleichheit zwischen ausländischen und deutschen Jugendlichen sowie zwischen den Geschlechtern ein großes Problem abzeichnet: eine zunehmende Perspektivlosigkeit junger ausländischer Männer.

Struktur, Reform und Effekte des Übergangsbereichs

Jugendliche können im Übergangssektor an berufsvorbereitenden Maßnahmen teilnehmen, aber auch einen Hauptschulabschluss oder einen mittleren Schulabschluss erwerben. Bundesweit erwarb 2015 etwas mehr als jeder Fünfte im Übergangssektor zusätzliche Abschlüsse.

Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind im Übergangsbereich allerdings erheblich und teilweise auch Resultat unterschiedlicher Strategien und Maßnahmen, um den Jugendlichen den Einstieg in Ausbildung zu erleichtern. So setzen die westlichen Flächenländer vor allem auf berufsvorbereitende Maßnahmen in beruflichen Schulen, etwa die ein- und zweijährigen Berufsfachschulen. In den östlichen Flächenländern wurden berufsschulische Maßnahmen reduziert. Der Schwerpunkt in der Berufsvorbereitung liegt hier bei den Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit. Die Stadtstaaten versuchen vor allem, durch das schulische Berufsvorbereitungsjahr die Ausbildungschancen von Jugendlichen zu verbessern.

Berufsvorbereitung für Schutz- und Asylsuchende

Ein Großteil der Geflüchteten, die in Deutschland Schutz und Asyl suchen, befindet sich im ausbildungsrelevanten Alter. Dies stellt die Berufsbildungssysteme der Bundesländer vor große Herausforderungen. Die meisten Bundesländer haben in den letzten Jahren ihre Angebote im Übergangssektor für Schutz- und Asylsuchende erheblich ausgebaut. Bundesweit bilden berufsvorbereitende Bildungsgänge an beruflichen Schulen das quantitativ wichtigste Angebot.

Allen Maßnahmen der Bundesländer ist gemeinsam, dass sie mit intensiver Sprachförderung beginnen, die sich an berufsorientierten und lebensweltlichen Inhalten ausrichtet. Unterschiede in den Strategien der Länder liegen in der Verzahnung zwischen allgemeinbildenden und berufspraktischen Inhalten, beim Teilnahmehöchstalter, bei der Dauer der Maßnahmen und in der Qualitätssicherung.

Grundsätzlich scheinen jene Bundesländer die Maßnahmen erfolgversprechender zu gestalten, die über langjährige Erfahrungen mit der beruflichen Integration von Ausländerinnen und Ausländern verfügen und sich bereits seit Längerem um Reformen in der berufsschulischen Ausbildungsvorbereitung von (vor allem) sozial benachteiligten Jugendlichen bemühen. In beiden Punkten haben die Stadtstaaten und ein Teil der westdeutschen Flächenstaaten einen Erfahrungsvorsprung vor den ostdeutschen Ländern.

2. Angebote an beruflicher Ausbildung

Angebot und Nachfrage auf dem Markt für duale Ausbildung:

Im Vergleich zur Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist die Zahl der Auszubildenden gesunken: Die Ausbildungsquote ging bundesweit von 6,4 Prozent im Jahr 2006 auf 5,1 Prozent im Jahr 2015 zurück, insbesondere in Klein- und Kleinstbetrieben bis zu maximal 50 Beschäftigten. Besonders drastisch ist die Entwicklung in den östlichen Bundesländern. 1999 war dort die Ausbildungsquote noch höher als im Westen, zwischen 2006 und 2015 hat sie sich jedoch halbiert.

Während viele große Betriebe die Anzahl ihrer Ausbildungsplätze reduzieren, bieten viele Kleinbetriebe gar keine Ausbildungsplätze mehr an. Der Anteil der ausbildenden Betriebe an allen Betrieben geht seit 1999 kontinuierlich zurück und liegt bundesweit bei nur noch 20 Prozent. In den östlichen Flächenländern, deren Wirtschaft stärker als die westdeutsche klein- und mittelbetrieblich strukturiert ist, ist die Ausbildungsbetriebsquote am stärksten gesunken. Hier sind Klein- und Kleinstbetriebe mit 1 bis 5 und mit 6 bis 49 Beschäftigten am stärksten betroffen (Rückgang in den ostdeutschen Bundesländern zwischen 1999 und 2015 teilweise um die Hälfte). Hier besteht die Gefahr, dass die betriebliche Ausbildungsinfrastruktur dauerhaft abgebaut wird.

Die Angebots-Nachfrage-Relation (ANR) in der dualen Ausbildung hat sich zwischen 2007 und 2016 in fast allen Bundesländern erhöht. Bundesweit kamen in Deutschland 2016 auf 100 Bewerberinnen und Bewerber 94 Ausbildungsplätze. Dennoch kann noch nicht von einer ausgeglichenen Situation auf dem Ausbildungsmarkt gesprochen werden, da die Verbesserung für einzelne Bewerber und Bewerberinnen vor allem darauf zurückzuführen ist, dass die Nachfrage nach Ausbildung noch schneller gesunken ist als das Angebot: 2016 wurden bundesweit 12 Prozent weniger Ausbildungsplätze angeboten als noch 2007. Bedingt durch die demografische Entwicklung und eine höhere Studierneigung ist die Nachfrage im gleichen Zeitraum jedoch um 21 Prozent gefallen. Die ANR unterscheidet sich erheblich zwischen den Bundesländern. Auffällig ist der sehr starke Rückgang sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite in den östlichen Bundesländern. Bayern ist das einzige Bundesland, bei dem von einer ausgewogenen ANR gesprochen werden kann.

Zwischen 2007 und 2016 ist der Anteil der mit einer Ausbildung unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern in fast allen Bundesländern gesunken. Dagegen hat sich der Anteil der Ausbildungsstellen, für die die Betriebe keine passenden Bewerberinnen und Bewerber finden konnten, im gleichen Zeitraum in allen Bundesländern erhöht. Allerdings gibt es in den meisten Bundesländern absolut und anteilig immer noch mehr unversorgte Bewerberinnen und Bewerber als unbesetzte Stellen.

Angebote im Schulberufssystem

Den größten Anteil im Schulberufssystem machen die nach Landesrecht geregelten Berufe im Erziehungs-, Gesundheits- und Sozialwesen aus. Hier ist das Angebot an vollzeitschulischen Bildungsgängen seit 2007 gestiegen. Welche Berufe vollzeitschulisch erlernt werden können, unterscheidet sich beträchtlich zwischen den Bundesländern. Bundesweit ist die Tendenz zu beobachten, das in den Berufsfeldern des Schulberufssystems die personenbezogenen Dienstleistungsberufe an Bedeutung gewinnen. Dadurch gehen zunehmend schulische Alternativen zu den Ausbildungen im dualen System verloren.

3. Verlauf und Ergebnisse beruflicher Ausbildung

Bundesweit wird mittlerweile fast jeder vierte Ausbildungsvertrag vorzeitig gekündigt. In der Studie wird darauf hingewiesen, dass eine Vertragslösung vielfältige Gründe haben kann und nicht immer bedeutet, dass die Ausbildung abgebrochen wird. In vielen Fällen würden die betroffenen Jugendlichen ihre Ausbildung in einem anderen Betrieb fortsetzen. Allerdings verursachten hohe Vertragslösungsquoten sowohl bei den Betrieben als auch bei den Jugendlichen Kosten und deuteten sowohl auf Engpass- oder Passungsprobleme auf den Ausbildungsmärkten als auch auf Probleme der Ausbildungsqualität hin. Da zugleich immer weniger Neuzugänge ihre Ausbildung erfolgreich abschließen, scheine das Berufsbildungssystem an Leistungsfähigkeit einzubüßen.

Seit 2010 ist die Vertragslösungsquote geringfügig gestiegen. Dabei zeigt sich im Ländervergleich ein Ost-West-Gefälle. Unterschiede werden auch im Vergleich der Ausbildungsbereiche deutlich. Im Handwerk werden etwa 30 Prozent der Verträge vorzeitig gekündigt. Besonders stabil sind dagegen bundesweit die Ausbildungsverhältnisse im öffentlichen Dienst.

Die Absolventenquote gibt Auskunft darüber, wie viele Auszubildende, die drei Jahre zuvor eine Ausbildung begonnen haben, einen Berufsabschluss erwerben. Sowohl in der dualen Ausbildung als auch im Schulberufssystem sind die Absolventenquoten zwischen 2008 und 2015 bundesweit zurückgegangen: Im dualen System um 6 Prozentpunkte (von 86 auf 80 Prozent), im Schulberufssystem um 7 Prozentpunkte (von 76 auf 69 Prozent). Die Länderdifferenzen sind vor allem im dualen System beträchtlich.

4. Integration in den Arbeitsmarkt

In den vergangenen Jahren ist – parallel zur gestiegenen Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs und zur gesunkenen Arbeitslosenquote – auch der Anteil der Ausbildungsabsolventinnen und absolventen, die trotz erfolgreichem Abschluss arbeitslos werden, zurückgegangen. Allerdings ist der Anteil der Erwerbstätigen in dieser Gruppe seit 2007 nicht in demselben Maß gestiegen. Offensichtlich entscheiden sich Jugendliche nach Abschluss ihrer Ausbildung vermehrt für zusätzliche Bildungswege wie etwa ein Studium. Doch ist es offenbar schwierig, eine adäquate Arbeit zu finden: 2013 entsprach bei jedem Fünften das Niveau seiner Tätigkeit nicht seiner beruflichen Ausbildung.

Bundesweit sind die Ausbildungsabsolventen und -absolventinnen, die 2013 ihre Ausbildung beendeten, zwei Jahre nach Ausbildungsabschluss zu 70 Prozent erwerbstätig. Gleichzeitig nahm in allen Bundesländern der Anteil an Arbeitssuchenden oder im Leistungsbezug befindlichen Personen in der Tendenz deutlich ab.

Während die Erwerbstätigkeit in den westdeutschen Ländern eher stagniert, ist sie in den ostdeutschen Ländern fast durchgängig um 10 Prozentpunkte gestiegen. Daraus wird der Schluss gezogen, dass die frühere Benachteiligung der ostdeutschen Absolventen und Absolventinnen somit nahezu aufgehoben ist.

Auch die Nachteile junger Männer beim Zugang zum Arbeitsmarkt hätten sich fast aufgelöst, so ein Ergebnis der Studie. Nach erfolgreichem Berufsabschluss haben sie inzwischen fast dieselben Chancen auf einen Job wie Frauen. Nach wie vor im Nachteil seien hingegen Ausbildungsabsolventen und -absolventinnen ohne deutschen Pass: In allen Bundesländern sind ihre Erwerbstätigenquoten niedriger als die von deutschen Ausbildungsabsolventen und -absolventinnen. Sie profitieren demnach nicht oder kaum von der grundsätzlich sehr positiven Entwicklung der Erwerbstätigenquote im Osten. Unter dem Aspekt der sozialen Gerechtigkeit wird diese Entwicklung als problematisch bewertet.

Junge Erwachsene ohne Ausbildungsabschluss

Personen ohne beruflichen Abschluss haben ein deutlich höheres Arbeitslosigkeitsrisiko als Personen mit Berufsabschluss. Für den Ländermonitor wurde dafür die Gruppe der 30- bis 35-Jährigen untersucht.

Im Ländervergleich fällt auf, dass in den östlichen Bundesländern relativ wenig junge Erwachsene ohne Ausbildungsabschluss bleiben. Ihr Anteil liegt dort zwischen 8 und 15 Prozent. Die meisten Personen ohne Berufsabschluss gibt es in den westlichen Flächenländern Nordrhein-Westfalen (22 Prozent) und Saarland (21 Prozent) sowie in den Stadtstaaten (zwischen 19 und 21 Prozent).

Die Arbeitslosigkeit der 20- bis unter 30-Jährigen ist zwischen 2008 und 2015 in Deutschland von 9 auf 7 Prozent gesunken. Von der verbesserten Beschäftigungskonjunktur profitieren die Jugendlichen ohne Berufsausbildung jedoch am wenigsten. Ihre Arbeitslosigkeitsquote (bundesweit 14 Prozent) bleibt auch 2015 noch doppelt so hoch wie die der Jugendlichen mit Ausbildung. Ohne Berufsausbildung bleiben vor allem Jugendliche mit maximal Hauptschulabschluss. Insofern sei es eine besondere Aufgabe der Länder, mehr Ausbildungsmöglichkeiten für niedrig qualifizierte Jugendliche zu schaffen, um dieser Gruppe bessere Aussichten auf Integration in den Arbeitsmarkt zu bieten.

Schlussfolgerungen der Bertelsmann Stiftung

Die Gesamtschau der Ergebnisse des Ländermonitors berufliche Bildung 2017 mache deutlich, wie relevant eine länderdifferenzierte Betrachtung dieses Bildungsbereichs ist. Schon die wirtschaftlichen, demografischen und bildungspolitischen Rahmenbedingungen für berufliche Bildung unterscheiden sich zwischen den Bundesländern erheblich. Die Unterschiede setzen sich im Zugang zu beruflicher Bildung sowie in ihren Angeboten und Ergebnissen fort und wirken sich direkt auf ausbildungsinteressierte Jugendliche, ausbildende Betriebe und die Auszubildenden selbst aus. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse des Ländermonitors aber auch mehrere übergreifende Entwicklungen und Herausforderungen in Bezug auf die ökonomische Leistungsfähigkeit und die soziale Chancengerechtigkeit der Berufsbildung in Deutschland.

Was sollte getan werden? Die Ansatzpunkte zur Stärkung des Ausbildungssystems seien vielfältig: Sie umfassen das weite Spektrum von schulischer Berufsorientierung über Imagekampagnen, Übergangsbegleitung, Ausbildungsvorbereitung, Einstiegsqualifizierung, außerbetrieblicher Ausbildung und vieles mehr. Vor dem Hintergrund der im Ländermonitor 2017 erfolgten Betrachtung werden übergreifende Handlungsempfehlungen gegeben, die auf eine Verbesserung von Chancengerechtigkeit und Leistungsfähigkeit abzielen und folgende Schwerpunkte haben:

  • Berufliche Bildung in der Länderpolitik stärken
  • Zusammenspiel von Betrieben und beruflichen Schulen erweitern
  • Kleinere Betriebe flexibel unterstützen