Fachpublikation

Lernen in der Zukunft – Schule im Jahr 2040

Thema

Konzepte und Herausforderungen einer zukunftsfähigen Schule

Herausgeberschaft

Monika Fiegert/Ingrid Kunze (Hg.)

Autoren/Autorinnen

Zahlreiche Autorinnen und Autoren

Erscheinungsort

Osnabrück

Erscheinungsjahr

2020

Stiftungsengagement

Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung

Literaturangabe

Monika Fiegert/Ingrid Kunze (Hg.): Lernen in der Zukunft – Schule im Jahr 2040. Probleme – Konzepte – Konsequenzen. Beiträge aus der Osnabrücker Forschungswerkstatt Schulentwicklung Band 7. Osnabrück 2020.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Die Reihe „Beiträge aus der Osnabrücker Forschungswerkstatt Schulentwicklung“ ist ein Forum, in dem Ergebnisse von schulischen Evaluationsprojekten im Rahmen von forschendem Lernen in der Lehrerbildung präsentiert werden. Darüber hinaus werden aber auch Fragen und Konzepte rund um schulnahe Begleitforschung, Schulentwicklung und Lehrerprofessionalisierung diskutiert.

Im Oktober 2018 hatte das Niedersächsische Kultusministerium das Projekt „Bildung 2040. Zusammen. Zukunft. Machen. Wir haben es in der Hand, wie diese Zukunft aussieht!” ins Leben gerufen. Im Rahmen dieses Projekts sollen bis Anfang 2022 alle an Bildung interessiert oder beteiligten Akteure aus ihren jeweils unterschiedlichen Perspektiven als Lehrende, Eltern usw. ihre Ideen und Visionen online über eine interaktive Website einbringen. Im November 2018 fand der 5. Bildungskongress der Bildungsregionen Landkreis und Stadt Osnabrück unter dem Motto „Lernen in der Zukunft“ statt, bei dem Visionen für die Schule im Jahr 2040 entwickelt wurden. Hier wurden in erster Linie die Perspektive der Kinder und Jugendlichen aufgegriffen:

  • Was wünschen sich die Schüler*innen von der Schule der Zukunft, damit sie schüler*innengerecht ist, die Bedürfnisse der Lernenden berücksichtigt und die jungen Menschen so auf das Leben vorbereitet, dass sie nach der Schule dazu in der Lage sind, ihren Lebensalltag zu meistern?
  • Was muss die Schule aus Sicht der Schüler*innen leisten, damit sich Schüler*innen in der Schule wohlfühlen?

In der Vorbereitung des Bildungskongresses „Lernen in der Zukunft“ sind zwischen August und Oktober 2018 in fünf Bildungseinrichtungen mit Kindern und Jugendlichen in Landkreis und Stadt Osnabrück so genannte Zukunftswerkstätten zum Thema „Lernen in der Zukunft“ durchgeführt worden (im Elementarbereich, in der Primarstufe, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II). In jeder dieser fünf ganztägigen „Zukunftswerkstätten“ entwickelten die jungen Menschen eigene Ideen, wie ihrer Meinung nach ein „Lernen in der Zukunft“ gestaltet werden sollte. Die Zukunftswerkstätten wurden durch zertifizierte Prozessmoderator*innen für Kinder- und Jugendbeteiligung durchgeführt; die Leitung hatte das Team um Prof. Dr. Waldemar Stange von der Leuphana-Universität Lüneburg. Die Ergebnisse dieser fünf Zukunftswerkstätten waren zentraler Bestandteil der Diskussion auf dem Osnabrücker Kongress „Lernen in der Zukunft“. Fünf herausgearbeitete Forderungen der Kinder und Jugendlichen an die Schule der Zukunft bildeten die Grundlage für das Konzept der im Wintersemester 2019/20 durchgeführten Ringvorlesung: „Lernen in der Zukunft. Schule im Jahr 2040“, deren Anspruch es war, die Erkenntnisse des Osnabrücker Bildungskongresses in die Öffentlichkeit zu transportieren und an das „Projekt Bildung 2040“ des Niedersächsischen Kultusministeriums anzuknüpfen.

Die Ringvorlesung fand am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Osnabrück statt und umfasste elf Vorträge von zwölf Referent*innen, die sich aus unterschiedlichen theoretischen und praktischen Zugängen dem Thema Schule der Zukunft genähert haben. Die Vortragenden kamen einerseits aus dem universitären Kontext, um die wissenschaftliche Perspektive (theoretische Hintergründe und Begründungen) für ein radikales Umdenken in Richtung Schule 2040 zu verdeutlichen, andererseits aus der pädagogischen Praxis, um Best-Practice-Beispiele zur Neugestaltung von Schule vorzustellen. Die Ringvorlesung richtete sich insbesondere an Lehrer*innen und Referendar*innen der Region und wurde in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum für Lehrerfortbildung der Universität Osnabrück durchgeführt.

Die vorliegende Publikation enthält die Vorträge der Ringvorlesung, die eine theoretische und praktische Annäherung an das Thema „Schule der Zukunft“ darstellt. Die Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung hat die Realisierung der Ringvorlesung und den Druck der Publikation unterstützt.

Wichtige Ergebnisse

Ergebnisse der Zukunftswerkstätten

Wie sollte die Schule der Zukunft aus Sicht der Schüler*innen gestaltet sein?

Die Analyse der von den Schüler*innen und Schülern zusammengetragenen Ergebnisse ergab eine Fokussierung auf fünf zentrale Themen, die ihrer Meinung nach gleichwertig Eingang in die Schule der Zukunft finden sollten.

1. Forderung: Schule müsse eine bessere Vorbereitung auf das Leben leisten und gewährleisten, dass Schülerinnen und Schüler an diesem Ort auf das Leben vorbereitet werden und „für das Leben lernen“ können.

2. Forderung: Schule müsse ein Ort sein, an dem es (mehr) Gerechtigkeit gibt: Schülerinnen und Schüler wünschten sich zum einen mehr Beteiligung an Schule und mehr Einbeziehung in das schulische Geschehen, zum anderen mehr Wertschätzung im Unterricht. Darüber hinaus wünschten sie sich mehr Möglichkeiten der Partizipation sowie Angebote zur Demokratie- und Friedenserziehung.

3. Forderung: Schule solle das soziale und räumliche Umfeld/den Sozialraum der Schülerinnen und Schüler in das Schulgeschehen integrieren und außerschulische Lernorte und -angebote nutzen; schulisches Lernen solle auch außerhalb von Schule stattfinden.

4. Forderung: Schule solle einen zeitgemäßen Einsatz digitaler Medien im Unterricht sowie den Erwerb von Kompetenzen zum kritischen Umgang mit sozialen Medien ermöglichen.

5. Forderung: Schule solle zukünftig so gestaltet werden, dass Lernen in den Räumen Spaß mache und somit „lernförderlich“ sei.

1. Teil: Theoretische Hintergründe

Die Wunschvorstellungen der Schüler*innen werden hier in einen theoretischen Kontext eingeordnet und es findet eine Auseinandersetzung mit den fünf Forderungen statt. Unter dem Titel „Für das Leben lernen“ wird in einem historisch-systematischen Zugang der Frage nach den Aufgaben und Zielsetzungen von Schule nachgegangen und hinterfragt, inwiefern die Zielsetzung „für das Leben lernen“ nicht − zumindest partiell − schon immer in der Schule berücksichtigt worden ist und in der Schule der Zukunft besonders berücksichtigt werden sollte. Mit dem Thema „Demokratie-Erziehung und Partizipation“ wird insbesondere der Widerspruch zwischen Demokratie-Erziehung auf der einen und einer eher nicht demokratischen Institution − der Schule − auf der anderen Seite herausgearbeitet. Zudem werden die Eckpfeiler einer jugendorientierten (Ganztags-)Schule der Zukunft anhand des Zusammenspiels der drei Teilthemen (sozialräumlich, partizipativ, interprofessionell) vorgestellt. Ausgehend von den Schwächen des aktuellen Schul- und Unterrichtssystems findet eine Beschäftigung mit einer digitalen Zukunft statt, die mit Chancen und Gefahren einhergeht und bei der dem selbstregulierten Lernen gerade im Kontext des Umgangs mit Smartphones eine zentrale Rolle zugesprochen wird. Im Hinblick auf ein lernförderliches Klima wird konstatiert, dass die Schule der Zukunft eine neue und andere Schularchitektur benötige, offene Klassenzimmer, durch die gemeinschaftliches und eigenständiges Lernen unterstützt werden kann.

2. Teil: Erkenntnisse für die pädagogische Praxis der Zukunft

Hier wird unter anderem die Methode der Zukunftswerkstatt erläutert, die ein zentraler Baustein für schulische Partizipationsprozesse darstellen kann und auch schon dazu genutzt wurde, die Wunschvorstellungen der Schülerinnen und Schüler zu einer Schule der Zukunft freizulegen. Es wird aufgezeigt, inwiefern der Einsatz von Zukunftswerkstätten grundsätzlich wegbereitend für schulische Innovationsprozesse sein kann.

Im Mittelpunkt stehen Blicke in die pädagogische Praxis: Es werden „Bewegungen“ und Projekte vorgestellt, die Schulen auf ihrem Weg in die Zukunft unterstützen. Dabei werden verschiedene Schwerpunkte behandelt, unter anderem die Bedeutung der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung oder die Frage, wie die Schule die Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler unterstützen kann (z.B. Aufbau von Eigenverantwortung, Entwicklung eigener Stärken). Vorgestellt werden auch Schulen im Osnabrücker Raum, die einen innovativen Weg zur Schule der Zukunft eingeschlagen haben.

3. Teil: Perspektiven

Unter dem Titel „Szenarien für Schulen“ werden Entwicklungstrends erläutert, die in der Zukunftsforschung und in der Erziehungswissenschaft für Schule, Lernen und Bildung in der näheren Zukunft diskutiert werden. Daran anknüpfend werden Szenarien entworfen, wie Schulen im Jahr 2040 beschaffen sein könnten, um die gewaltigen Aufgaben zu bewältigen, die vor der zukünftigen Generation und der Weltgesellschaft stehen.