Studie

Qualitätsoffensive Lehrerbildung – zielgerichtet und nachhaltig?!

Thema

Förderprogramm Qualitätsoffensive Lehrerbildung

Herausgeberschaft

Bertelsmann Stiftung/CHE Centrum für Hochschulentwicklung gGmbH/Deutsche Telekom Stiftung/Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft

Erscheinungsort

Gütersloh

Erscheinungsjahr

2016

Stiftungsengagement

Bertelsmann Stiftung, Deutsche Telekom Stiftung, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft

Literaturangabe

Bertelsmann Stiftung/CHE Centrum für Hochschulentwicklung gGmbH/Deutsche Telekom Stiftung/Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft (Hrsg.): Qualitätsoffensive Lehrerbildung – zielgerichtet und nachhaltig?! Eine Sonderpublikation aus dem Projekt „Monitor Lehrerbildung“. Gütersloh 2016.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Ausgangspunkt ist, dass aktuelle Herausforderungen wie die flächendeckende Umsetzung eines inklusiven Schulsystems, die zunehmende Heterogenität der Schulklassen und die fortschreitende Digitalisierung des Bildungssystems derzeit größere Veränderungen im Schulsystem und somit auch in der Lehrerbildung bedingen.

Mit der Qualitätsoffensive Lehrerbildung als gemeinsamem Förderprogramm wollten Bund und Länder auf diesen länderübergreifenden Reformdruck reagieren. Bis 2023 werden lehrerbildende Hochschulen in Deutschland gefördert, um begonnene Reformen an den Hochschulen voranzutreiben und neue Entwicklungen anzustoßen. Das Förderprogramm soll so die Qualität der Ausbildung angehender Lehrkräfte und die Sichtbarkeit der Lehrerbildung verbessern.

Der Monitor Lehrerbildung ist ein gemeinsames Projekt der Bertelsmann Stiftung, des CHE Centrum für Hochschulentwicklung, der Deutsche Telekom Stiftung und des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft.

Die Publikation zielt darauf, einen Überblick über die thematischen Schwerpunktsetzungen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung und ihrer Projekte sowie erste Einschätzungen zum bisherigen Verfahren zu geben. Außerdem werden die Chancen der Initiative diskutiert, das Ziel einer nachhaltigen Qualitätsverbesserung der Lehrerbildung zu erreichen.

Grundlage der Studie ist die Selbstauskunft der Hochschulen, die sich am Monitor Lehrerbildung beteiligt haben (Stand: Winter 2014) und die Selbstauskunft der Länder (Stand: Winter 2015) sowie die Projektbeschreibungen der geförderten Hochschulen.

Das Online-Angebot www.monitor-lehrerbildung.de bietet Daten und Fakten zur ersten Phase der Lehrerbildung in Deutschland an (Merkmale von Ländern und Hochschulen). Um ausgewählte Themen noch näher zu beleuchten, Ergebnisse einzuordnen und Handlungsempfehlungen zu

geben, werden neben dem Online-Angebot auch Sonderpublikationen veröffentlicht, unter anderem die vorliegende Publikation über die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“.

Wichtige Ergebnisse

Schwerpunkte der Qualitätsoffensive Lehrerbildung

1. Studieninhalte

Untersucht wird, wie sich die im Studium vermittelten Inhalte auf drei Aspekte beziehen:

  • auf die Verzahnung der drei Säulen Fachwissenschaften, Fachdidaktiken und Bildungswissenschaften,
  • auf die Verankerung von Inklusion und Heterogenität als übergreifende Studieninhalte,
  • auf die Integration mediengestützter Lehr- und Lernformen.

Stand gemäß Monitor Lehrerbildung: Nur zwei von insgesamt 47 Hochschulen, die eine gestufte Studienstruktur im Lehramt anbieten, bieten die meisten ihrer fachwissenschaftlichen Veranstaltungen speziell für Lehramtsstudierende im Masterstudiengang an. Nur an drei Hochschulen sind alle fachwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen im Lehramtstyp speziell für Lehramtsstudierende konzipiert. 15 Hochschulen gaben an, nur wenige solcher Veranstaltungen anzubieten.

2. Praxisbezug

Praxisphasen und eine adäquate Betreuung der Studierenden vor, während und nach diesen Phasen leisten einen wesentlichen Beitrag zur gewünschten Verzahnung von Theorie und Praxis. Die strukturierte Einbettung von Praxisphasen in die Curricula des Lehramtsstudiums wird daher als unerlässlich betrachtet.

Stand gemäß Monitor Lehrerbildung: Alle 16 Länder schreiben Praxisphasen als Teil des Lehramtsstudiums vor, neun Länder haben zudem ein Praxissemester eingeführt. An 57 Hochschulen bestehen Vor- und Nachbereitungsangebote zu den Praxisphasen, zum Beispiel durch spezielle Seminare. 16 Hochschulen bieten die Möglichkeit zu einer regelmäßigen Supervision oder kollegialen Fallberatung.

3. Organisationale Verankerung in der Hochschule

Eine nachhaltige Stärkung der Lehrerbildung setzt voraus, dass diese innerhalb der Hochschule fest verankert wird und mit klaren Verantwortlichkeiten verbunden ist. In der Regel ist die Lehrerbildung quer zu den Fachbereichen angesiedelt. Als wichtig wird erachtet, dass die Hochschulleitung in Entwicklungsprozesse im Bereich der Lehrerbildung eingebunden ist.

Stand gemäß Monitor Lehrerbildung: 60 Hochschulen verorten die Lehrerbildung im Verantwortungsbereich der Hochschulleitung, nur sieben nicht. An allen lehrerbildenden Hochschulen existieren mittlerweile Zentren für Lehrerbildung oder Schools of Education bzw. vergleichbare Einrichtungen oder sie befinden sich im Aufbau. In 15 Ländern ist die Einrichtung solcher Zentren per Landesvorgabe geregelt.

4. Forschungs- und Nachwuchsförderung

Die Stärkung der Forschungsorientierung in der Lehrerbildung ist ein wesentlicher Ansatz, um die Lehrerbildung innerhalb der Hochschule anschlussfähig und zu einem attraktiven Teil des Wissenschaftsstandortes zu machen. Außerdem besteht bundesweit ein Mangel an wissenschaftlichem Nachwuchs in der Lehrerbildung, speziell in der Fachdidaktik.

Stand gemäß Monitor Lehrerbildung: In sieben Ländern gibt es Initiativen zur besonderen Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in den Fachdidaktiken.

5. Kohärenz und Verzahnung der Phasen

Die Verzahnung der einzelnen Phasen (insbesondere der ersten und zweiten Phase als Teil der Ausbildung von Lehrkräften), ist unerlässlich für eine erfolgreiche und ganzheitliche Lehrerbildung. Als wichtig gilt deshalb die Umsetzung strukturierter Kooperationsaktivitäten zwischen den Hochschulen und den Studienseminaren, an denen die zweite Phase angesiedelt ist.

Stand gemäß Monitor Lehrerbildung: 66 von 67 Hochschulen nutzen Instrumente oder Verfahren zur Kooperation zwischen der ersten und zweiten Phase. 28 Hochschulen verfügen über schriftlich fixierte Kooperationsvereinbarungen und sonstige Instrumente der Kooperation.

6. Ein- und Umstiegsmöglichkeiten

Um geeignete Kandidatinnen und Kandidaten für das Lehramtsstudium zu gewinnen und strukturellem Nachwuchsmangel zu begegnen, sind strategische Rekrutierung und studienbegleitende Eignungsabklärung wichtige Maßnahmen.

Stand gemäß Monitor Lehrerbildung: Hochschulen haben in den letzten Jahren verstärkt die Rekrutierung und berufsbiografische Beratung von (angehenden) Lehramtsstudierenden in den Blick genommen und Initiativen entwickelt, um diese zu fördern: 55 Hochschulen bieten spezielle Rekrutierungsprogramme für das Lehramtsstudium an. Neun Hochschulen haben verpflichtende Eignungstests in allen Fächern und Lehramtstypen.

7. Internationalisierung

Auslandserfahrungen, entweder in Form von Semesteraufenthalten

oder Praktika, dienen nicht nur der Verbesserung der Fremdsprachenkenntnisse, sondern vor allem der persönlichen Entwicklung und der Ausprägung wichtiger Soft Skills.

Stand gemäß Monitor Lehrerbildung: An 65 von 67 Hochschulen können Studienleistungen, die im Rahmen eines Auslandssemesters erworben wurden, anerkannt werden. Auslandspraktika erkennen 50 Hochschulen an. Nur an wenigen Hochschulen gibt es strukturierte Zeitfenster für Auslandsaufenthalte.