Studie

Schulsegregation messen. Sozialindex für Grundschulen

Thema

Messung der Schulsegregation im Bereich der Grundschulen

Herausgeberschaft

Bertelsmann Stiftung/Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung (ZEFIR)

Autoren/Autorinnen

Thomas Groos

Erscheinungsort

Gütersloh

Erscheinungsjahr

2016

Stiftungsengagement

Bertelsmann Stiftung

Literaturangabe

Thomas Groos: Schulsegregation messen. Sozialindex für Grundschulen. Hrsg. v. Bertelsmann Stiftung/Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung (ZEFIR). Schriftenreihe Arbeitspapiere wissenschaftliche Begleitforschung „Kein Kind zurücklassen!“. Band 6. Mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und des Europäischen Sozialfonds. Gütersloh 2016.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Ausgangspunkt ist, dass sich Schulen hinsichtlich der Zusammensetzungen ihrer Schülerschaften stark unterscheiden. An manchen Schulen konzentrieren sich sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler. Mit einem Sozialindex für Schulen können diese unterschiedlichen sozialen Strukturen abgebildet werden, um eine bedarfsgerechte Steuerung und Planung vorzunehmen. Es gibt bereits zahlreiche Verfahren zur Bildung von Sozialindizes, die jedoch in Bezug auf Arbeitsaufwand und Ergebnisgenauigkeit nach Ansicht des Autors der Studie erhebliche Defizite aufweisen.

In der Publikation wird ein neu entwickeltes Verfahren zur sozialen Grundschulindexbildung des Zentrums für interdisziplinäre Regionalforschung (ZEFIR) vorgestellt, das es erlauben soll, auf der Ebene der einzelnen Schule Ressourcen bedarfsgerecht zu steuern und eine qualitative Schulentwicklungsplanung vorzunehmen. Das Verfahren sei nicht sehr aufwendig, könne soziale Schulstrukturen aber genau genug abbilden. Das Verfahren wurde am Beispiel von Grundschulen in der Stadt Mülheim an der Ruhr durchgeführt.

Wichtige Ergebnisse

Erläutert wird, dass eine Sozialindexbestimmung auf der Grundlage von Informationen der Schuleingangsuntersuchung ein sehr exaktes Abbild der sozialen Situation an Grundschulen liefern kann. Diese Datenquelle ermögliche sogar eine mehrdimensionale Profilierung aller Grundschulen, da bei Schuleingangsuntersuchungen die sozialen Bedingungen der Familien, kindliche Bildungsressourcen und Frühförderbemühungen abgebildet werden. Allerdings sei das Verfahren für eine flächendeckende Anwendung in Nordrhein-Westfalen derzeit nicht geeignet, da die benötigten Informationen nicht für alle 396 Kommunen verfügbar sind.

Das neu entwickelte Verfahren der sozialen Grundschulindexbildung des Zentrums für interdisziplinäre Regionalforschung (ZEFIR) basiert auf den Wohnadressen der Kinder und einer Nutzung von räumlichen SGB-II-Dichteberechnungen, die landesweit mittels georeferenzierter SGB-II-Bezugsdaten vom Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) vorgenommen werden. Mit diesem Wohnortansatz könnte die soziale Situation an den Grundschulen sehr gut abgebildet werden, so die Entwickler des Ansatzes. Die Ergebnisse seien wesentlich genauer als beim bislang üblichen Schulstandortansatz und zudem hinreichend genau für die bedarfsgerechte Ressourcensteuerung auf der Einzelschulebene.

Das Verfahren sei zudem nicht nur für Grundschulen anwendbar, sondern könnte grundsätzlich auf Kitas und weiterführenden Schulen übertragen werden. In Kooperation mit den Kommunen könnte eine einheitliche Sozialindexbestimmung aller Kitas und Schulen in Nordrhein-Westfalen durchgeführt werden, die den Kommunen und dem Land Nordrhein-Westfalen dann für Planungs- und Steuerungszwecke zur Verfügung stehen würde. Der Aufwand wäre nach Ansicht der Verfahrensentwickler überschaubar, doch sei die Kooperationsbereitschaft der Kommunen dafür unverzichtbar.